Sotschi: Glanzvolle Eröffnung

Mit einer bunten Show mit Balletteinlagen, Lichteffekten und großem Feuerwerk hat Russland gestern die 22. Olympischen Winterspiele in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi eröffnet. Die Eröffnungsqworte sprach Staatschef Vladimir Putin persönlich. Die Spiele sind politisch heftig umstritten.

Morgenjournal, 8.2..2014

Sympathischer, nicht realistischer Blick

Einen Streifzug durch die russische Geschichte, das hat Konstantin Ernst, der Direktor des russischen ersten Fernsehkanals und der Produzent der gestrigen großen Eröffnungsshow, dem Millionen-, ja vermutlich Milliardenpublikum vor den Fernsehschirmen weltweit geboten. Geprägt war diese Show aber nicht durch übermäßigen Patriotismus, auch die sonst in Russland bei Gedenkfeiern so üblichen Heldenepen gab es nicht, im Gegenteil, leicht, wie im Traum wirkten die Szenen. Ernst arbeitet mit Lichteffekten, Projektionen. Zwiebeltürme und Samoware tanzen über die Bühne und entschweben in die Kuppel des Stadions, dann ein riesiger Ballsaal, Balletteinlagen, Szenen aus Tolstois Krieg und Frieden, dann wieder ist die Bühne plötzlich in Rot getaucht, riesige utopisch anmutende Maschinen schweben durch die Luft, tausende Arbeiter mühen sich am Boden, symbolisieren die frühe Sowjetzeit. Die Show bietet viel für Augen und Ohren, eher Splitter, Impression aus der russischen Geschichte, als eine durchgängige Erzählung.

Es ist ein sympathischer Blick auf Russland, wenn auch kein sehr realistischer. Die umstrittenen, die negativen Kapitel werden nicht erwähnt, die Straflager und die Millionen Toten der Sowjetzeit, und auch die letzten 20 Jahre werden nur in einer einzigen, unstrittigen Szene berührt.

Keine "unpolitischen Spiele"

Um Politik geht es also nicht in dieser Show, und dazu, die olympischen Spiele nicht als politische Bühne zu missbrauchen, ruft auch Thomas Bach, der Chef des Internationalen Olympischen Komitees, auf: "Haben sie den Mut, ihre Meinungsverschiedenheiten in einem friedlichen, direkten, politischen Dialog anzusprechen, und nicht auf dem Rücken der Sportler", so Bach in seiner Eröffnungsrede. Doch jetzt lässt es sich nicht mehr ändern – diese Spiele sind die politisch wohl am heftigsten diskutierten seit Jahre. Russlands Präsident Putin will sie für politische Zwecke verwenden, oder wie seine Kritiker sagen, missbrauchen, will, wie er selbst erklärt, der eigenen Bevölkerung und der ganzen Welt mit diesen Spielen beweisen, zu welchen Leistungen Russland imstande ist. Doch das hat natürlich gleich Kritiker ermutigt, dazu aufzurufen, hinter die glänzenden Fassaden der Megabauprojekte in Sotschi zu blicken – auf Umweltzerstörung, Korruption und Menschenrechtsverletzungen, bei diesem Projekt und in Russland ganz allgemein.

Demos anderswo

Doch bei der Eröffnungsshow muss Kritik natürlich draußen bleiben. Und auch der Präsident des Gastgeberlandes darf traditionell nur einen Satz sagen: "Ich erkläre die 22.Olympischen WinterSpiele in Sochi für eröffnet."

Die Kritiker der Politik des Präsidenten sammeln sich an anderen Orten. in Moskau auf dem Roten Platz und in St. Petersburg gibt es am Abend kleine Kundgebungen gegen die Diskriminierung Homosexueller. Die Polizei nimmt, wie immer in Russland bei nicht genehmigten Demonstrationen, die Teilnehmer fest – insgesamt zwischen 15 und 20 Menschen.