Sotschi: Russland mauert gegen Kritik
Am 7. Februar beginnen in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi die Olympischen Winterspiele. Das persönliche Prestigeprojekt von Russlands Präsident Putin sorgt weltweit vor allem für negative Schlagzeilen. Der russische Vize-Regierungschef Dmitrij Kosak, der von Putin mit der Organisation der Spiele beauftragt wurde, weist die Kritik an Russland und den Vorbereitungen für die Spiele wenig überraschend zurück.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 30.1.2014
Morgen in einer Woche beginnen in der russischen Schwarzmeerstadt Sotschi die Olympischen Winterspiele. Für den Präsidenten Russlands Wladimir Putin ein Prestigeprojekt, für Sportler die Chance auf Medaillen, für die Opposition in Russland, die Möglichkeit, auf Korruption und Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen und für die internationalen Gäste bei den Spielen die Chance, Farbe zu bekennen. Manche Staatschefs des Westens tun dies und bleiben daheim. Andere erklären ihre Anreise mit der Unterstützung ihrer nationalen Sporthelden. ORF-Korrespondentin Carola Schneider hat mit dem russischen Vize-Regierungschef Dmitrij Kosak gesprochen, der von Putin mit der Organisation der Spiele beauftragt wurde.
"Moderne Großmacht"
Dmitrij Kosak empfängt uns im Gebäude des olympischen Organisationskomitees in Sotschi. Von seinem Schreibtisch aus überblickt er den Olympischen Park mit seinen riesigen futuristisch anmutenden Eispalästen, die am Meeresufer aus dem Boden gestampft wurden. Russland wolle sich der Welt in einem neuen Licht zeigen, meint der Vizeregierungschef: "Wir wollen beweisen, dass wir auf dem Weg zu einer modernen Großmacht sind. Noch sind wir eine junge Demokratie und Marktwirtschaft, aber wir wollen unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten präsentieren. Zeigen, dass es sich lohnt, hier zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist unser wichtigstes Ziel"
Horrende Kosten
Unterdessen sorgen international weniger die guten Investitionsbedingungen, als vielmehr die horrenden Gesamtkosten der Spiele und Korruptionsvorwürfe für Schlagzeilen. Laut Oppositionellen sollen mehr als 20 Milliarden der insgesamt 38 Milliarden Euro Gesamtkosten in dunklen Kanälen verschwunden sein. Stimmt nicht, meint Kosak: "Was die angebliche Bestechlichkeit von Beamten und Funktionären angeht, so kann ich nur sagen, dass viel geredet wird, aber nichts bewiesen. Bisher gibt es kein einziges Gerichtsurteil."
"Keine Diskriminierungen"
Auch für die internationale Kritik an der Menschenrechtslage in Russland hat Putin-Vertrauter Dmitrij Kosak kein Verständnis. Das umstrittene Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda schütze Minderjährige, aber diskriminiere niemanden: "Die angeblichen Probleme sind schlicht erfunden. Jegliche Diskriminierung einer Person aus politischen Gründen oder wegen ihrer sexuellen Orientierung ist in der russischen Verfassung verboten. Wir verletzen keine Menschenrechte. Wer etwas anderes behauptet, soll uns vor dem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte verklagen."
Warum bleiben dennoch mehrere Staatsoberhäupter den Spielen fern, fragen wir: "das hat doch keinen Sinn. Nur zwei Mal wurden bisher Olympische Spiele boykottiert, bei uns und in den USA. Etwas Gutes ist dabei nicht herausgekommen."
Er mache sich deswegen aber keine Sorgen, meint Olympia-Beauftragter und Vizepremier Kosak. Für die Winterspiele in Sotschi habe sich bereits eine rekordhohe Anzahl an Staatsoberhäuptern aus aller Welt angekündigt.