150 österreichische Firmen in der Ukraine

Nicht nur die politische Lage, auch die wirtschaftliche Lage ist in der Ukraine schon länger angespannt, und das könnte sich mit EU-Sanktionen weiter verschärfen. Indirekt trifft das dann auch mehr als 150 österreichische Unternehmen, die derzeit Standorte in der Ukraine haben.

Morgenjournal, 21.2..2014

Arbeit pausiert

Das österreichisch geführte Unternehmen Goldenkern baut großflächig in der Nähe von Kiew Kürbisse an. Bis jetzt wurde ganz normal gearbeitet. Seit gestern steht der Betrieb mit den 200 Angestellten still, sagt der Geschäftsführer von Goldenkern, der aus Sicherheitsbedenken seinen Namen lieber nicht nennen möchte. Es gebe mehrere Firmen, die ihre Mitarbeiter zuhause gelassen hätten. Denn der öffentliche Verkehr ist zum Erliegen gekommen. Langfristige negative Auswirkungen auf das Geschäft befürchtet man bei Goldenkern aber nicht.

Ähnlich sieht das auch Harald Geiger, der in Kiew ein Ingenieursbüro betreibt. Seine Kunden hätten dafür Verständnis, sagt Geiger. Auch seine Angestellten sind seit gestern zu Hause geblieben, für ein paar Tage kann Geiger dennoch weiter arbeiten.

Sorge um Rechtssicherheit

Gerade Klein- und Mittelbetriebe wie der von Harald Geiger sind in den letzten Jahren zunehmend unter Druck geraten, sagt Siegfried Weidlich, Stellvertretender Handelsdelegierter in Kiew. Ein Grund dafür sei, dass die Rechtssicherheit deutlich abgenommen hat, sagt Weidlich. Österreichische Unternehmer wie Goldenkern und Geiger befürworten daher die EU-Sanktionen. Sie hoffen auf Reformen und damit mehr Rechtssicherheit. Harald Geiger ist bestürzt von der Polizeigewalt und ist für Sanktionen gegen jene Personen, die hier den Schießbefehlt geben.

Wichtiger Investor Österreich

Derzeit werden nur Sanktionen diskutiert, die politische Eliten treffen sollen. Österreichische Unternehmen wären davon nicht betroffen. Dass die EU auch darüber hinaus wirtschaftlichen Druck auf die Ukraine ausüben kann, ist aber denkbar. Zwar ist Russland der wichtigste Handelspartner der Ukraine, aber 80 Prozent aller Direktinvestitionen in der Ukraine kommen aus der EU, sagt der stellvertretende Handelsdelegierte in der Ukraine, Siegfried Weidlich. Österreich ist dabei an fünfter Stelle und investiert mit drei Milliarden US-Dollar etwa halb so viel wie ganz Russland.