Ukraine: Immer mehr Tote bei Unruhen

In der Ukraine scheint die Lage jetzt völlig aus der Kontrolle zu geraten - und nicht nur in der Hauptstadt Kiew. Gegner von Präsident Viktor Janukovic sprechen von bereits 60 Toten allein in Kiew, die Regierung meldet, dass Polizisten als Geiseln genommen worden sind.

Frau kniet und weint vor Toten

(c) Dolzhenko, EPA

Abendjournal, 20.2.2014

Opferzahlen immer höher

Bei den Zusammenstößen in Kiew seien heute mindestens 60 Menschen getötet worden, schildern Regierungsgegner. Die Demonstranten seien gezielt erschossen worden, sagte ein Abgeordneter der rechtspopulistischen Partei Swoboda (Freiheit). In einem CNN-Bericht war sogar von 100 Toten seit Tagesbeginn die Rede. Die meisten Opfer gab es demnach auf der Institutsstraße zum Regierungsviertel. Demonstranten und Regierung geben sich gegenseitig die Schuld für das Blutbad.

Der Innenminister forderte die Regierungsgegner auf, ihre Waffen niederzulegen und zu friedlichem Protest zurückzukehren. Die Oppositionsführer müssten sich von "radikalen Handlungen" distanzieren. "Auf den Straßen werden nicht nur Einsatzkräfte, sondern auch friedliche Bürger getötet, in Kiew und westlichen Regionen haben gewaltsame Ausschreitungen begonnen", heißt es in der Mitteilung. Mehrere Milizionäre seien von radikalen Kräften gefangen genommen worden. Allein am Donnerstag seien drei Mitglieder von Polizei und Innentruppen erschossen und mehr als 50 verletzt worden, hatte das Ministerium zuvor mitgeteilt.

Vermittlung durch Russland und EU

Unterdessen geht das Machtkampf auch auf politischer und diplomatischer Ebene weiter: Kremlchef Wladimir Putin schickte auf Bitte des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch einen Vermittler von Kiew. Der scheidende Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin soll an Gesprächen zwischen Führung und Opposition in der Ex-Sowjetrepublik teilnehmen.

Aber auch die EU hat Vorschläge: Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Polen regten an, eine Übergangsregierung zu bilden, eine Verfassungsreform zu beginnen und Parlaments- und Präsidentenwahlen abzuhalten. Dies wurde nach einem Treffen der drei Außenminister mit Janukowitsch in Kiew bekanntgegeben. (Text: APA, Red.)