Kiew: 21 Tote trotz Waffenruhe

Gerade einmal ein paar Stunden hat die Waffenruhe in Kiew gehalten. Und wieder gibt es am Vormittag Tote bei Feuergefechten zwischen Demonstranten und Polizisten im Zentrum der Hauptstadt. Mitten drinnen befindet sich die Delegation der EU mit den Außenministern Deutschlands, Polens und Frankreichs auf gefährlicher Vermittlungsmission. Im Gepäck: Sanktionsdrohungen und Forderungen nach einem Ende der Gewalt, die auf den Straßen Kiews ungehört verhallen.

Demonstranten in Kiew

(c) Furman, EPA

Mittagsjournal, 20.2.2014

Lage außer Kontrolle

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht - nun wieder Schüsse rund um den Maidan. Vor dem Hotel Ukraina nahe dem Platz wurde besonders heftig geschossen. Augenzeugen berichten von Snipern auf den Dächern. Auf Bildern im Internet sind Leichen auf der Straße zu sehen und Helfer, wie sie Verletzte bergen.

Gekämpft wurde aber auch direkt auf dem Maidan: Demonstranten schossen Feuerwerkskörper ab und warfen mit Steinen, die Polizei ihrerseits setzte Gummigeschosse ein. Aber scharfe Munition wurde verwendet. Zahlreiche Patronenhülsen wurden gefunden, von den Verletzten und Toten weisen viele Schusswunden auf.

Der Maidan ist inzwischen von den Regierungsgegnern zurückerobert worden, die Polizei ist abgedrängt. Angesichts der neuen Gewalt hat das ukrainische Parlament seine Sondersitzung heute abgesagt. Das Gebäude wurde evakuiert. Wer nun die vereinbarte Waffenruhe gebrochen hat? Beide Seiten, Regierung und Opposition, beschuldigen einander gegenseitig. Oppositionsführer Vitaly Klitschko spricht von einer Situation, die nun außer Kontrolle ist.

  • Zerstörtes Kiew

    (c) Carola Schneider

  • Straßenszene in Kiew

    (c) Carola Schneider

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EU-Abgesandte bei Janukowitsch

Was die EU-Außenminister aus Deutschland, Polen und Frankreich heute da mit ihrem Besuch in Kiew noch erreichen können? Am Vormittag haben sie die Führer aller Oppositionsparteien getroffen, derzeit findet ein Treffen mit Präsident Viktor Janukowitsch statt.

Die EU-Außenminister werden versuchen, dem ukrainischen Präsidenten klarzumachen, dass die EU es mit den angedrohten Sanktionen ernst meint. Am Nachmittag wird dann in Brüssel endgültig über Sanktionen entschieden. Die USA haben jedenfalls schon ein Einreiseverbot für 20 hochrangige ukrainische Politiker verhängt.

Die Eskalation der Gewalt in der Ukraine hat inzwischen auch direkte Auswirkungen auf die Olympischen Spiele in Sotschi. Mehrere ukrainische Sportler reisen aus Protest ab, wie die ukrainische Schirennfahrerin Bogdana Matsotska in einer Stellungnahme schrieb: aus Solidarität mit den Kämpfern am Maidan ziehen wir unsere Teilnahme in Sotschi zurück.

Auch Olympische Spiele betroffen

Die Eskalation der Gewalt in der Ukraine hat inzwischen auch direkte Auswirkungen auf die Olympischen Spiele in Sotschi. Mehrere ukrainische Sportler reisen aus Protest ab, wie die ukrainische Schirennfahrerin Bogdana Matsotska in einer Stellungnahme schrieb: aus Solidarität mit den Kämpfern am Maidan ziehen wir unsere Teilnahme in Sotschi zurück.