Immer noch Bedenken gegen Zentralmatura

Die Maturanten und Maturantinnen an den beiden Pionierschulen für die Zentralmatura müssen heute ihre vorwissenschaftliche Arbeit abgeben. Trotz Erleichterungen bei der Beurteilung der schriftlichen Arbeiten durch das Unterrichtsministerium bestehen aber immer noch Bedenken gegen diese neuen Matura, die mehr Vergleichbarkeit in ganz Österreich bringen soll.

Morgenjournal, 21.2..2014

Unsicherheit bei Schülern

Monatelang haben die ersten Zentralmaturanten am Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal in Kärnten und an der Liese-Prokop-Privatschule in Maria Enzersdorf in Niederösterreich an ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit geschrieben, heute ist Abgabetermin. Ab dem nächsten Jahr müssen dann alle Maturanten und Maturantinnen eine solche Arbeit schreiben, schon bis Ende März müssen sie ihr Thema beim jeweiligen Landesschulrat melden. Ab dem übernächsten Jahr sind auch die berufsbildenden höheren Schulen dran.

Die vorwissenschaftliche Arbeit ist aber nur ein Baustein der neuen Matura, Kern ist die schriftliche Matura, bei der die Aufgaben künftig eben zentral, also vom Bund, gestellt werden - und nicht mehr von den eigenen Lehrern. Die Unsicherheit bei den Schülerinnen und Schülern ist deshalb noch immer groß, vor allem bei Mathematik, sagt Bundesschulsprecherin Angi Groß von der ÖVP-nahen Schülerunion. Da sind die Schüler jetzt gespannt auf die Modellschularbeiten, die im März ausgeschickt werden.

Schüler wollen informierte Lehrer

Das Unterrichtsministerium hat bei Mathematik zuletzt eingelenkt, Maturantinnen und Maturanten können Schwächen in einem Prüfungsteil jetzt leichter durch Leistungen in einem anderen Prüfungsteil ausgleichen. Dieses Modell müsse sich aber erst bewähren, sagt Groß, sonst brauche es noch weitere Anpassungen. Generell wünscht sich die Bundesschulsprecherin, "dass die Lehrer top informiert sind, denn das ist noch nicht bei allen der Fall."

Die Vorbereitung auf die Zentralmatura laufe noch nicht an allen Schulen und bei allen Lehrern optimal, das sagt auch Elternvertreter Theodor Saverschel von den mittleren und höheren Schulen. Es gebe "schwarze Schafe", die das durchziehen, wie sie das immer schon gemacht haben, sagt der Elternvertreter speziell über Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Schüler nicht mehr gezielt auf die Zentralmatura vorbereiten wollen, zum Beispiel, weil sie kurz vor der Pension stehen. "Was kann der Schüler dafür, wenn er so einen Lehrer hat", so Saverschel.

Lehrergewerkschafter pessimistisch

Defizite bei der Zentralmatura sieht auch AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin, aber ganz allgemeiner Natur: "Voll zentrale Überprüfung bedeutet, dass Sie immer nur Mindestlevels abprüfen können, weil die Leistungslevels an unterschiedlichen Standorten einfach unterschiedlich sind, und Sie natürlich nicht einen Level ansetzen können, wo es einzelne Standorte gibt, die dann 90 Prozent nicht schaffen." Das heißt, so der Lehrervertreter: Die Leistung der Schülerinnen und Schüler drohe durch die neue Matura abzunehmen. Reparaturen durch die Regierung erwartet Quin aber nicht mehr.