Gymnasium: Grüne gegen Auslese über Noten
Die Semesterferien sind schon zu Ende oder neigen sich dem Ende zu in Österreich, und jetzt geht es ans Eingemachte vor allem für die Viertklässler an den Volksschulen: Mit ihren Noten, ihrem Notendurchschnitt im Semesterzeugnis sind eigentlich schon die Weichen gestellt, ob sie überhaupt an ein Gymnasium wechseln können oder dürfen. Je nach Schulstandort braucht es zum Teil sogar lauter Einser. Vor allem für die Grünen ist das ein Unding, und überhaupt: Sie zweifeln den Sinn von Ziffernnoten an.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 15.2.2014
Notensystem ungerecht
Lauter Einser sind der sicherste Weg ans Gymnasium, bei mehreren Zweiern kann es für Volksschüler vor dem Schulwechsel schon eng werden. Für Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen, soll es mit den Ziffernnoten an Volksschulen deshalb bald vorbei sein. Wissenschaftliche Forschungen würden zeigen, dass Noten extrem ungerecht seien. Es sei unverantwortlich, dass aufgrund ungerechter Noten, Schullaufbahnentscheidungen für Kinder getroffen würden.
Walser bezieht sich hier auf mehrere Studien. Darunter eine aktuelle Untersuchung des Pädagogen Fritz Kast, bei der burgenländische Volksschüler für die gleichen Leistungen zum Teil völlig unterschiedlich bewertet wurden - vom Einser bis zum Vierer. Selbst Spitzenschüler werden mitunter schlechter bewertet, das hat auch schon das BIFIE, das Bildungsinstitut des Bundes, festgestellt: Sitzt ein sehr guter Schüler unter anderen Spitzenschülern, dann bekommt er eher einen Zweier oder Dreier, als wenn seine Mitschüler schwächere Leistungen zeigen. Dazu Walser: es sei ein Pech, wenn ein guter Schüler in einer guten Klasse sei. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er ein Sehr gut bekomme, sei niedriger. Das könne nicht sein.
Die Konsequenz für die Grünen lautet daher: Weg mit den Ziffernnoten, sie sollen durch rein verbale Beurteilungen durch die jeweiligen Lehrerinnen und Lehrer ersetzt werden, so Walser.
Kein Rückhalt bei anderen Parteien
Die neue Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ sieht aber keinen Handlungsbedarf. Für sie sollen die Ziffernnoten in der vierten Klasse Volksschule vorerst bleiben. So steht es auch im Regierungsprogramm, nur in den ersten drei Volksschulklassen sind demnach rein verbale Beurteilung durch die Lehrerinnen und Lehrer möglich. Bisher war das nur an Schulen erlaubt, die einen eigenen Schulversuch dafür beantragt haben, inzwischen ist ein Schulversuch nicht mehr notwendig. Für die Unterrichtsministerin ein möglicher erster Schritt, um verbale Beurteilungen auch in höheren Klassen zuzulassen - aber nur als Ergänzung zu Ziffernnoten, wie es in ihrem Büro heißt.
Bei Ziffernnoten spätestens ab der vierten Klasse Volksschule bleiben will auch der Koalitionspartner ÖVP.
Und auch die anderen Oppositionsparteien weisen den Vorstoß der Grünen zurück: Sie sagen, Noten von Eins bis Fünf seien ein geeigneter Gradmesser, sie sollen also beim Übertritt von der Volksschule in ein Gymnasium, eine Neue Mittelschule oder Hauptschule bleiben.