Burgtheater: Spannung vor Prüfbericht

"Jedem hätte auffallen können, dass etwas nicht zusammenpasst", sagt Martin Wagner von der KPMG, jener Wirtschaftsprüferkanzlei, die die Finanzen des Burgtheaters untersucht hat, heute in der Tageszeitung "Die Presse". Heute Nachmittag wird der Bericht im Detail präsentiert.

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Morgenjournal, 27.2.2014

Das Ergebnis des Prüfberichts ist offenbar ein erschütterndes. Martin Wagner von der KPMG sagt im Interview mit der Tageszeitung "Die Presse": An der Entwicklung der Bankschulden hätte man erkennen können, dass es Verluste geben würde. Und: wenn man mehr ausgebe als man besitze, erhöhen sich die Schulden und wenn das Ergebnis dann trotzdem ausgeglichen sei, sage einem der Hausverstand, dass da etwas nicht stimmen kann.

Vor allem für die ehemalige kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky, die im November letzten Jahres fristlos entlassen worden war, scheint das Ergebnis schwerwiegend zu sein. Alles sei bei ihr zentralisiert gewesen, sagt Martin Wagner, und deshalb habe es jahrelang keine effiziente Kontrolle gegeben.

Nur Geschäftsfälle von Stantejsky geprüft

Was allerdings auffällt: Die KPMG hatte nur den Auftrag, jene Geschäftsfälle zu prüfen, für die Silvia Stantejsky verantwortlich gewesen war. Zudem musste man auch nicht klären, ob Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer diese Vorgänge hätten bemerken müssen.

Wagner geht davon aus, dass wahrscheinlich ein "ungutes Gefühl" vorhanden gewesen sei, aber man vieles wohl einfach akzeptiert habe. Die ehemalige kaufmännische Direktorin, die seit über 30 Jahren im Burgtheater gearbeitet hatte, sei schließlich das "Liebkind" aller im Haus gewesen.

Silvia Stantejsky selbst habe bis jetzt übrigens weder den Zwischenbericht noch den Endbericht der KPMG erhalten, sagt Stantejskys Anwältin Isabell Lichtenstrasser.

KPMG in der Kritik

Die KPMG war in den letzten Tagen immer wieder Kritik ausgesetzt. Der Grund: die KPMG hätte den Jahresabschluss 2011/12 geprüft und prüfe jetzt die finanziellen Probleme der letzten Jahre. Eine Unvereinbarkeit? Nein, das sei kein Problem und außerdem durchaus üblich, sagt Reinhard Schwarz, von der Wirtschaftsprüfungskanzlei "Moore Stephens" Schwarz Kallinger Zwettler.

Unzulässig wäre es nur dann, wenn die KPMG den Jahresabschluss des Burgtheaters erstellt hätte, was nicht der Fall ist.

Im Rückblick auf Auszüge der Zwischenberichte, die im Vorfeld kursiert waren, plädiert Schwarz dafür, den Bericht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass eine Person für die finanziellen Probleme des Burgtheaters, also eines sehr großen, komplexen Betriebes, verantwortlich sein könnte, sagt Schwarz: "Theoretisch möglich wäre es".

Bundestheater Holding-Chef Georg Springer wird die Details zum Bericht heute Nachmittag präsentieren. Kulturminister Josef Ostermayer hatte am Montag zudem eine Prüfung des Burgtheaters durch den Rechnungshof angekündigt. Der Vorhang zur Causa Burgtheater fällt wohl noch lange nicht.