"Kurier" bald an ganz neuer Adresse
Der "Kurier" wird in zwei Monaten in den neuen Newsroom übersiedeln. Der wiederum ist nur drei Steinwürfe von der Mediaprint-Schwester "Kronenzeitung" in Wien-Döbling entfernt, und das bedeutet jetzt Arbeit für die Verkehrsflächen-Benenner im Gemeinderat. Eine realsatirische Parallel-Aktion.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.2.2014
Keine "Mediaprintgasse"
Der "Kurier" ist über die Vertriebsfirma Mediaprint mit der "Kronenzeitung" verschwistert. Und die Mediaprint gilt als Synonym für die Machtkonzentration in der österreichischen Presselandschaft. Armin Thurnher, Herausgeber des "Falter", schreibt nicht von ungefähr seit Jahr und Tag am Ende seiner wöchentlichen Kolumne, die Mediaprint müsse zerschlagen werden und andere Monopolstrukturen dazu.
Jetzt übersiedelt der "Kurier" vom Stadtzentrum ausgerechnet in die Straße, wo das "Krone"-Haus steht. Adresse: Muthgasse, Wien-Döbling. Und bei "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter haben schon bald die Image-Alarmglocken geschrillt. Die Mediaprint-Blätter quasi unter einem Dach, das geht gar nicht. Wenn die Mediaprint schon nicht zerschlagen wird, dann zerschlagen wir eben die Muthgasse, könnte sich Brandstätter gedacht haben.
Antrag steckt in Großstadtbürokratie
Und die ÖVP-Döbling schritt für ihn zur Tat. In der Sitzung vom 12. Dezember 2013 beantragte die ÖVP, den Platz vor dem neuen "Kurier"-Haus nach dem langjährigen Leiter der Caritas der Erzdiözese Wien, Prälat Leopold Ungar, zu benennen. Der einstimmig beschlossene Antrag liegt seit Weihnachten im Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennungen des Gemeinderats und wird wohlwollend behandelt. Vorsitzender Georg Niedermühlbichler von der SPÖ: "In erster Linie ist wichtig, dass man eine Adresse auch findet, und alles was dazu beiträgt, unterstützen wir natürlich."
Der Adressen-Klarheit dient ein eigener Platz für den "Kurier" allemal. Der 1992 verstorbene Namensgeber Leopold Ungar hat auch Bezug zur Zeitung, für die er lange eine Kolumne unter dem Titel "Über Gott und die Welt" geschrieben hat. Die nebenbei heute ein ehemaliger Presse-Chefredakteur füllt. Allein: der Antrag steckt noch im Getriebe der Stadtbürokratie.
"Schaumayer" ging schneller
Bis Ostern, wenn der "Kurier" übersiedeln will, wird es knapp mit der schönen Adresse Leopold-Ungar-Platz 1. Besonderes Pech für den "Kurier"-Chefredakteur: Die Bezirksvertretung Döbling hat zeitgleich eine Platz-Benennung nach der verstorbenen Nationalbank-Präsidentin Maria Schaumayer beantragt - und die wurde dank Intervention des Bezirksvorstehers beim Bürgermeister im Eiltempo erledigt. Den Schaumayer-Platz gibt es schon, der "Kurier"-, Pardon: Ungar-Platz muss noch warten. Hoffentlich haben sie da nichts verwechselt.
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