Newsroom: Umbruch in der Zeitungslandschaft

Kommende Woche wird der ORF-Stiftungsrat die Entscheidung über einen zentralen Standort für das größte Medienunternehmen des Landes fällen. Das Management schlägt dafür das ORF-Zentrum am Küniglberg vor. Dort soll auch ein integrierter Newsroom entstehen, wo Fernsehen, Radio und Online zusammengeführt werden. Auch die österreichischen Zeitungen versuchen nach diesem Modell, die digitalen Herausforderungen zu meistern. Demnächst stellt der Kurier um, dann folgt die Kleine Zeitung.

Mittagsjournal, 1.3.2014

Online verändert Zeitungswelt

Der Kurier hat Print- und Onlineredaktion schon zusammengelegt, die Redakteure wurden geschult, zu Ostern geht es im neuen Newsroom dann richtig los. Die Kleine Zeitung ist mitten in der Vorbereitungsphase, Anfang 2015 wird dann alles anders.

Chefredakteur Hubert Patterer spricht von einem revolutionären Bruch mit Gewohnheiten und Routinen: es werde nicht mehr eine Andruckzeit geben, sondern zehn Deadlines verteilt auf den Tag je nach Nutzungsspitzen der digitalen Plattformen. Wir müssen immer online arbeiten, von früh bis spät, bringt es Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter auf den Punkt. Online immer heiße aber nicht Online zuerst, Exklusivgeschichten will Brandstätter weiterhin zuerst drucken. Als Mehrwert für die Leser. Und es heißt auch nicht für alle Redakteure Online zuerst, der Kurier-Chefredakteur setzt auf das Star-Prinzip: er glaube an die Marken der Redakteure. Bei Hubert Patterer klingt das ganz anders: Die einen werden die Jäger und Sammler sein, die außen arbeiten und die anderen die Newsmanager-Editoren, die Homepages und Plattformen choreographieren.

Also das anglo-amerikanische Prinzip, das bei uns bisher keine Tradition hat. Die Redakteure müssten aber keine Tausendfüßler werden, die gleichzeitig recherchieren, Fotos machen und Videos herstellen, so der Kleine-Zeitung-Chefredakteur. Aber man fordere Verständnis für das radikal andere Newsverhalten und für die Charakteristika der jeweiligen Plattformen und Kanäle.

Print-Redakteure müssen etwa auch mit Postings im Internet umgehen lernen, nicht immer eine dankbare Aufgabe. Auch an Facebook und Twitter kann kein traditionelles Medium mehr vorbei - die Kleine Zeitung richtet dafür ein eigenes Dialog-Ressort ein. Wir bei Ö1 haben bereits ein Social-Media-Team, das aber wie überall anders auch Unterstützung aus der Redaktion braucht. Für Helmut Brandstätter geht schon noch was: junge Journalisten hätten schon ein anderes Tempo.

Muss man Zeit haben - ein kleiner Denkfehler ist in diesen abenteuerlichen Zeiten auch Chefredakteuren erlaubt. Hubert Patterers Fazit: erfolgreich könne das Modell nur sein, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und voneinander lernt.

Eine Regel, die nicht überall funktioniert. Die Tageszeitung Der Standard etwa hat ihre große Online-Redaktion im Herbst schlagartig mit der Print-Redaktion zusammengelegt. Das Projekt läuft alles andere als reibungslos, und jetzt kommen unerwartete Umsatzeinbrüche hinzu. Der Verlag schnürt jetzt eilig ein Personalsparpaket - und durch die Zusammenlegung von Online und Print haben sich da natürlich neue Spielräume eröffnet.

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