"Quasi-Fusion" Presse und Wirtschaftsblatt

Giganten wie Facebook mischen weltweit die Medienmärkte auf. Die traditionellen Medien bleiben immer öfter auf der Strecke, besonders die Zeitungen sind unter Druck. Jetzt wird die Zeitungslandschaft wieder schütterer: Die Styria-Blätter "Die Presse" und "Wirtschaftsblatt" rücken enger zusammen, so die offizielle Sprachregelung für die Quasi-Fusion der beiden Tageszeitungen. Dutzende Mitarbeiter werden abgebaut, das Management beschwichtigt.

Mittagsjournal, 20.02.2014

"Keine 30 Kündigungen"

Über Kostenoptimierung diskutiert wird bei den beiden Styria-Tageszeitungen schon seit mehr als einem Jahr. Bis hin zu einer echten Fusion gingen die Überlegungen - die auch den Abgang von Chefredakteuren und Geschäftsführern zur Folge hatten. Die beiden Titel "Die Presse" und "Wirtschaftsblatt" bleiben zumindest vorerst erhalten. Aber sie entstehen ab sofort in einem sogenannten Redaktions-Netzwerk mit einer vier-köpfigen Chefredaktion.

Das verkleinerte Team des Wirtschaftsblattes wird auch räumlich an das Presse-Wirtschaftsressort angebunden. Beim Wirtschaftsblatt soll die halbe Redaktion gekündigt werden, 30 Leute - wurde kolportiert. Michael Tillian, Geschäftsführer der beiden Zeitungen, dementiert die Kündigungen - aber nicht die Zahl. Die Fragen des Mittagsjournals wollte Tillian auch nicht im Interview, sondern nur per E-Mail beantworten. Wir zitieren: „Es gibt keine 30 Kündigungen. Wir sind in guten Gesprächen mit unseren Mitarbeitern und dem Betriebsrat. Es wird einen Sozialplan geben, mit dem wir soziale Härten abfedern und wir streben mit allen unseren Mitarbeitern einvernehmliche Lösungen an“.

Der Personalabbau sei rücksichtslos vorbereitet worden, wird von Betriebsrat und Redakteurs-Vertretern kritisiert. Tillian weist das zurück: „Es haben viele Gespräche stattgefunden. Ich habe im Herbst allen Mitarbeitern in beiden Häusern Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen gegeben, fast alle haben diese Gelegenheit genutzt. Es wurde niemand übergangen und es hat keine rücksichtslose Vorgehensweise gegeben“.

"Größte Wirtschaftsredaktion Österreichs"

Freilich sollen die Wirtschaftsblatt-Leute nur so nebenbei erfahren haben, dass sie räumlich in die Presse-Redaktion integriert werden. Was den Unmut erklärt. Tillian betont noch einmal, dass jetzt das größte Wirtschafts-Redaktionsnetzwerk des Landes entstanden sei. Was die Eigenständigkeit betrifft, ergibt sich im Mail des Geschäftsführers ein kleiner aber feiner Widerspruch. Zitat: „Die zwei Redaktionen bleiben weiterhin getrennt und unabhängig bestehen; dabei wird das Wirtschaftsblatt künftig thematisch und räumlich eng mit dem »Economist«, dem Wirtschaftsressort der Presse, zusammenarbeiten.“

Und was sagt Michael Tillian auf den Vorhalt, das Ganze gehe auf Kosten der Qualität? „Medienvielfalt und journalistische Qualität geht uns alle an, insbesondere auch die Politik. Diese muss durch Förderungen helfen, Medienvielfalt und journalistische Qualität zu ermöglichen. Vor allem in einem kleinen Land.“

Die Zeitungen hätten ja gern, dass die Politik die Presseförderung am besten verfünffacht. Aber das wird es sicher nicht spielen.

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