Keine homosexuellen Pflegeeltern in NÖ

Homosexuelle Paare sollen Kinder adoptieren dürfen, das hat Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) zuletzt gefordert. Die in dieser Sache zuständige Familienministerin Sophie Karmasin, gestellt von der ÖVP, ist dagegen. Sie will aber, dass homosexuelle Paare Pflegeeltern werden können. Doch das ist schon jetzt in acht von neun Bundesländern möglich. Die einzige Ausnahme ist das ÖVP-geführte Niederösterreich.

Mittagsjournal, 5.3.2014

Niederösterreich geht Sonderweg

Familienministerin Sophie Karmasin von der ÖVP möchte schwulen und lesbischen Paaren ermöglichen, Pflegeeltern zu werden. Das Land Niederösterreich will Homo-Paaren aber keine Pflegekinder anvertrauen. ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll und ÖVP-Familienlandesrätin Barbara Schwarz sind seit gestern Nachmittag für Ö1 nicht erreichbar, um ihren Standpunkt zu erklären. Hans Niessl, der burgenländische SPÖ-Landeshauptmann und Vorsitzende der Landeshauptsleutekonferenz weiß auch nicht, warum Niederösterreich diesen Sonderweg geht: "Acht Bundesländer machen das, Niederösterreich macht es nicht. Das muss ich auch als Vorsitzender der LH-Konferenz zur Kenntnis zu nehmen."

Niederösterreich meint es ernst damit, Pflegekinder von homosexuellen Paaren fernzuhalten: Das zeigt der Fall von zwei lesbischen Frauen, die seit über drei Jahren darum kämpfen, Pflegekinder bei sich aufnehmen zu dürfen. Doch das Land weigert sich und führt gegen das Paar ein Gerichtsverfahren, über das der Verwaltungsgerichtshof noch entscheiden wird.

Volles Adoptionsrecht gesetzlich ermöglichen

Im Burgenland sind die Erfahrungen mit homosexuellen Pflegeeltern aber durchwegs gut, sagt Landeshauptmann Hans Niessl: "Es läuft problemlos. Ich denke, dass es sehr viele gleichgeschlechtliche Paare gibt, die hervorragend mit Kindern umgehen." Der nächste Schritt müsste laut Niessl sein, auch das volle Adoptionsrecht für homosexuelle Paare gesetzlich zu ermöglichen. "Ich bin überzeugt, dass es da auch gute Erfahrungen geben wird, weil Gleichgeschlechtliche mit Kindern in der Regel auch sehr gut umgehen werden", so der burgenländische Landeshauptmann.

In Niederösterreich sieht man das anders. Trotzdem gibt es dort eine Möglichkeit für homosexuelle Paare, Pflegekinder aufzunehmen. Das sind dann keine niederösterreichischen, sondern Wiener Kinder. Von der Wiener Landesregierung heißt es, dass in der Bundeshauptstadt mehr Pflegeeltern gebraucht werden als sich melden. Deshalb vertraue man die Kinder auch niederösterreichischen Paaren in der Nähe der Landesgrenze an. Ob diese Paare homo- oder heterosexuell sind, ist dabei egal.

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