PISA: Experten wundern sich über Absage

Die Zeit, nach dem Datenleck beim Bildungsinstitut Bifie Datensicherheit zu gewährleisten, war offenbar zu kurz, im kommenden Jahr fällt Österreichs Teilnahme an den PISA-Tests aus. Expertinnen und Experten halten es jedoch für fragwürdig, dass ein großer internationaler Vergleichstest für Unter-15-jährige Schüler mit dem Argument der Datensicherheit abgesagt wird.

Morgenjournal, 12.3.2014

Spiel: Unterbrechung "bedauerlich"

Das Datenleck am österreichischen PISA-Institut Bifie müsse ernstgenommen werden, dass Österreich deshalb nächstes Jahr nicht mehr an PISA teilnimmt, gehe aber zu weit, sagt Bildungsforscherin Christiane Spiel von der Universität Wien: "Es ist zweifellos notwendig, eine Güterabwägung zu machen, das heißt, welche Risiken, welche Folgen können durch ein Datenleck entstehen. Umgekehrt haben wir nun einmal diesen Weg begangen, dass wir uns einem internationalen Vergleich stellen. Ich würde es daher sehr bedauerlich finden, wenn wir das aufgeben oder zumindest sehr stark unterbrechen."

Bei PISA würden sich Österreichs Schülerinnen und Schüler wieder mit knapp 70 Nationen messen - in Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften. Österreich könnte daraus Schlüsse für die Bildungspolitik daraus ziehen, sagt Spiel. So wie schon bisher, als Beispiel nennt sie das sinnerfassende Lesen.

Hopmann: "Peinlich"

Seit 2000 nimmt Österreich alle drei Jahre an PISA teil. Dabei sollte man vorerst auch bleiben, sagt auch Bildungsforscher Stefan Hopmann. Er stellt PISA zwar schon seit Jahren generell infrage, die kurzfristige Entscheidung von Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) kritisiert er aber scharf. Heinisch-Hosek will PISA zumindest bis 2018 auszusetzen. Hopmann: "Kurzfristig auf den Panik-Knopf zu drücken, wo viele Vorbereitungen schon gelaufen sind, macht uns national wie international einfach unglaubwürdig. Man kann sich bei solchen internationalen Untersuchungen nicht nach innenpolitischer Laune einfach rein- und rausmelden."

Für die PISA-Pause Österreichs hat Hopmann nur ein Wort: "Peinlich." Bei den vergangenen PISA-Durchgängen schnitt Österreich nur mäßig ab. Statt sich jetzt zurückzuziehen, solle man weiter an der Datensicherheit arbeiten, sagt Bildungsforscher Hopmann, damit Rückschlüsse auf einzelne Schüler und Lehrer unmöglich sind.

Unverständnis auch bei OECD

Die Datensicherheit betont man laut Medienberichten auch bei der OECD, sie leitet und koordiniert PISA international. Den PISA-Ausstieg Österreichs versteht man dort nicht. Auch die notwendigen PISA-Vortests des Bifie, die eigentlich für den Mai angesetzt waren, wären sicher, heißt es bei der OECD. Ministerin Heinisch-Hosek zweifelt das weiter an, sie sagte deshalb die Vortests ab, ohne sie darf PISA kommendes Jahr aber fix nicht stattfinden.

Auch die Bildungsstandard-Tests für die vierten und achten Schulstufen lässt Heinisch-Hosek heuer ausfallen. In die Vorbereitung der Tests floss nach Informationen des ORF-Radios am Bifie aber schon mehr als eine Million Euro, der Großteil davon in die Testhefte für die 10- und 14-jährigen Schüler, ein kleinerer Teil ans Personal. Das Bifie und seine Tests werden heute auch im Unterrichtsausschuss des Parlaments Thema sein. Ab 14 Uhr wird dort Ministerin Heinisch-Hosek den Abgeordneten Rede und Antwort stehen.

Übersicht

  • Sicherheit