Verein Ute Bock hat finanzielle Probleme

Was passiert, wenn in einem Unternehmen, das völlig auf eine Person zugeschnitten ist, diese Person vorübergehend ausfällt? Es geht irgendwie weiter, aber nicht mehr so wie bisher. Eine ähnliche Erfahrung machen derzeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flüchtlingshelferin Ute Bock. Die 72-Jährige ist nach einem Schlaganfall vergangenen Dezember nach wie vor auf Rehabilitation. Für ihren Verein hat ihre Abwesenheit auch finanzielle Konsequenzen.

Mittagsjournal, 14.3.2014

Reserven aufgebraucht

Das Flüchtlingsprojekt Ute Bock gibt es derzeit nur ohne Ute Bock. Das bringe den Verein zusehends in Schwierigkeiten, sagt Michael Havel, der vor Jahren mit der Flüchtlingshelferin den Verein gründete: "Das führt natürlich zu einer immensen finanziellen Belastung, die schlussendlich dazu geführt hat, dass die gesamten Reserven des Vereins aufgebraucht sind und dass wir hier vor einer relativ angespannten Situation für 2014 stehen."

Melanie Carmann, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, nennt die Lage "dramatisch". Die Spenden sind um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Weil ohnehin alles sehr knapp kalkuliert sei, habe man schon Deutschkurse gestrichen und auch die Menschen, die sich jeden Tag um die Soforthilfe anstellen, müsse man wegschicken, sagt sie: "Das tut uns allen besonders weh, weil das sind Menschen, denen die 20 oder 30 Euro, die sie in der Woche von Frau Bock bekommen haben, sehr wohl weh tun. Wir geben weiterhin Essensgutscheine aus, aber das Bargeld – die 20 Euro für Medikamente oder für was auch immer die Leute brauchen – können wir uns im Moment nicht mehr leisten."

Fonds Soziales Wien hilft

Auch für alle angemieteten Wohnungen reicht das Geld nicht mehr, einige wurden schon zurückgegeben, die Leute mussten ausziehen. Carmann sagt, man versuche jetzt, die Familien und Einzelpersonen in anderen Wohnungen oder im Haus in der Wiener Zohmangasse unterzubringen, es müssten aber auch Leute aus dem Projekt entlassen werden.

Derzeit sind noch 80 Wohnungen angemietet, in denen 300 Menschen leben, im Haus in der Zohmanngasse wohnen 80 Asylwerber. In der ersten Not habe der Fonds Soziales Wien geholfen, sagt Michael Havel. Dieser habe an die 90 Asylwerber in seine Betreuung übernommen – "unkompliziert und unbürokratisch".

Unterstützer wollen Ute Bock

2008 ist der Verein Ute Bock schon einmal dem Konkurs entgangen. Auch damals halt der Fonds Soziales Wien, und seither unterstützt Hans Peter Haselsteiner den Verein, er ließ auch das Haus in der Zohmanngasse renovieren. Doch Melanie Carmann fürchtet, dass es dieses Mal schwieriger sei: "Ich weiß nicht, wie es weiter geht. Unsere UnterstützerInnen wollen Frau Bock."

Aber die ist noch nicht einsatzfähig, und ein Nachfolger, der die Leitfigur des Vereins voll ersetzen kann, ist derzeit nicht in Sicht.