Patientenanwalt verteidigt Brustkrebsvorsorge
In den vergangenen Tagen wurde vermehrt Kritik am neu eingeführten Vorsorgeprogramm gegen Brustkrebs laut. Ärzte fürchten gar den Anstieg von Brustkrebs in den kommenden Jahren. Der Patientenanwalt, der das Programm miterfunden hat, sieht darin aber nur Widerstände gegen einen Systemwechsel.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.3.2014
Staunen über Kritik
Seit Jänner werden Frauen im Alter von 45 bis 69 Jahren brieflich zur Mammographie eingeladen. Jahrgang für Jahrgang, staffelweise, die jüngsten Jahrgänge werden diesen Brief erst Ende 2015 erhalten. Eine Überweisung vom Arzt - wie bisher üblich - ist dafür nicht nötig. Ziel dieses neuen Vorsorgeprogramm ist es, vor allem Frauen zu erreichen, die bis jetzt noch nie eine Mammographie gemacht haben. Doch die Verwirrung ist größer als der Nutzen, denn viele Frauen, die diesen Brief noch nicht erhalten haben, aber jetzt oder bald eine Mammographie machen wollen, wissen nicht, wie sie zu so einer kommen. Und Ärzte sprechen von groben Mängeln durch den Wegfall der Zuweisungen vom Hausarzt oder Gynäkologen.
Patientenanwalt Gerald Bachinger war selbst in der Steuerungsgruppe des Brustkrebs-Vorsorgeprogramms und hat mit Vertretern der Ärztekammer Vor- und Nachteile des Mammographie-Screenings diskutiert. Umso mehr erstaunt ihn jetzt die Kritik am neuen Vorsorgeprogramm, und er spricht von "Widerständen", die es gebe, weil der einfache Zugang zur Mammografie den Umweg über den Arzt ausschließe und das manche Ärzte offenbar als Machtverlust sähen.
Bis jetzt wurden über 200.000 Frauen angeschrieben - laut Radiologenverband sind aber nur fünf Prozent davon zu einer Mammografie erschienen. Patientenanwalt Bachinger ist skeptisch, was diese Zahlen betrifft. Das Ganze sei ein Systemwechsel weg vom bisherigen "sehr ungeordneten und chaotischen" Ablauf. Das brauche Zeit, "bis es sich einschleift". Um die Wirksamkeit des Programms festzustellen, müsse man jetzt ein Dreivierteljahr abwarten, so Bachinger.
Ärzte müssen informieren
Bachinger zerstreut auch einen weiteren Kritikpunkt, nämlich dass Frauen, die noch nicht angeschrieben wurden, aber bereits jetzt oder bald eine Mammographie brauchen, nicht wissen wo sie sich jetzt hinwenden sollen: Es genüge ein einfacher, kostenloser Anruf bei der Service-Hotline des Hauptverbandes, und man bekomme die Einladung zugeschickt. Doch da übt der Patientenanwalt auch Kritik an den Ärzten bzw. Gynäkologen: Denn das müssten die Ärzte den Frauen auch sagen.
Dass das neue Brustkrebs-Vorsorgeprogramm dem Gesundheitssystem Kosten erspare, wie Kritiker ebenfalls andeuten, glaubt Patientenanwalt Bachinger nicht. Es könne aber sein, dass jetzt manche Ärzte weniger Honorar erzielten und deswegen dem Programm kritisch gegenüber stehen. Patientenanwalt Bachinger rät den Programmverantwortlichen, noch mehr Medienarbeit zu machen, um die Vorteile dieses Programmes besser zu kommunizieren.
Service
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