Ärztearbeitszeit: Reformen nach EU-Drohung?

Österreich muss die Arbeitszeiten von Ärzten und Ärztinnen an EU-Normen anpassen. Sozialminister Hundstorfer (SPÖ) hat angekündigt, in den nächsten Wochen mit Ländern und Spitalerhaltern zu verhandeln. Diese befürchten aber Personalnot, wenn die vorgeschriebenen Arbeitszeiten eingehalten werden müssen. Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer sieht diese Gefahr nicht - im Gegenteil: Reformen, die es auf Papier schon lange gebe, müssten dringen umgesetzt werden.

Abendjournal, 21.3.2014

Zu viele Patienten in Spitälern

In Österreich gebe es zu viele Spitäler und zu viele Patientinnen und Patienten in Spitälern, sagt Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer: "Ambulant vor stationär, das wurde schon 2005 beschlossen, das wurde 2012 beschlossen. Es wird Zeit, dass man das ernst nimmt. Vielleicht ist diese drohende EU-Klage ein Startschuss, diese Reformen auch wirklich umzusetzen."

Marcus Franz, Gesundheitssprecher des Team Stronach und bis vor kurzem Primar am Wiener Hartmannspital, bezeichnet die Arbeitsbedingungen in den Spitälern als ausbeuterisch: "Gleichzeitig ist auch im niedergelassenen Bereich noch sehr viel zu tun." So bekämen etwa praktische Ärzte für einen Hausbesuch weniger Geld als Installateure für die gleiche Zeit.

Länder bremsen

Für Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer sind es die Länder, die eine Reform blockieren: "Die Schwierigkeit in Österreich besteht im sogenannten Konsultationsmechanismus, das heißt, die Länder können praktisch gegen jedes Gesetz Einspruch erheben, wenn sie der Meinung sind, es betrifft sie, und damit legen sie jedes Gesetz lahm."

Dieser Mechanismus sei aber durch die angedrohte Klage der EU ausgeschaltet und somit könne der Bund jetzt ernsthafte Reformen beschließen, so Gesundheitsökonom Pichlbauer.