Sammlung Essl/bauMax: Viele offene Fragen

Die Kunstsammlung Essl wird nicht an den Staat verkauft, die Familie Essl kann die Baumarkt-Kette bauMax auch so weiterführen. Das ist das Ergebnis nach dem gestrigen Krisengipfel, die Verhandler scheinen zufrieden zu sein. Es bleiben aber noch viele Fragen offen.

Karlheinz Essl

(c) Pfarrhofer, APA

Mittagsjournal, 3.4.2014

Nach Alarm jetzt Beruhigungssignal

Die 4.000 Arbeitsplätze in Österreich sollen vorerst nicht in Gefahr sein. Das bleibt über nach dem Krisengipfel mit Firmengründer und Kunstsammler Karl-Heinz Essl, Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und den Spitzen der Gläubigerbanken. Aber ob das wirklich gut geht, kann noch niemand definitiv sagen. Es soll funktionieren, es muss funktionieren, das trifft es eher. Auf der einen Seite reden jetzt Banken und Management wieder miteinander. Auf jeden Fall soll politisch der Eindruck entstehen, dass man die Seiten, die ja eigentlich über das Schicksal eines Unternehmens entscheiden, also Banken und Management, wieder zusammengebracht hat und diese sich die Details schon ausmachen werden. Vom Management heißt es heute, die Gespräche habe es ohnehin dauernd gegeben, aber man sei froh, dass sich die Banken klar zu Baumax bekannt haben. Also nach dem Alarmsignal jetzt ein Beruhigungssignal.

Öffentlicher Druck

Der Staat sagt nun, er hat kein Geld für die Bilder aus der Sammlung Essl. Vor zwei Wochen hat das noch anders geklungen. Doch der Widerstand gegen den Kauf ist täglich größer geworden, politisch und auch innerhalb der Kunst-Szene. Der Eindruck, dass die Hypo viel Geld kostet, ist in der Öffentlichkeit noch sehr frisch. Die Rechnung, mit 86 Millionen Euro 4.000 Arbeitsplätze zu retten, stimmt ja in dieser Form nicht, so einfach ist das weder wirtschaftlich noch politisch. "Wir als Staat haben unsere Grenzen", hat es Sozialminister Hundstorfer formuliert. Und auch innerhalb der Kunstszene nahm die Kritik zu. Kulturminister Ostermayer meinte gestern, dass sich die sehr positiven Einschätzungen zum Teil aus der subjektiven Sicht des Sammlerehepaars ergeben - also eine Andeutung, dass nicht alle der Meinung sind, dass die Sammlung wirklich so viel wert ist.

Verordneter Optimismus

Das Ehepaar Essl behält also seine Bilder, das Museum in Klosterneuburg wird weitergeführt und Baumax soll auf anderem Weg gerettet werden - nämlich durch den Verkauf von ausländischen Filialen, vor allem vom Türkei-Geschäft ist die Rede. Aber daran hätte ohnehin kein Weg vorbeigeführt. Wenn man Karl-Heinz Essl so zuhört, alles eine einfache Rechnung: "Wir versprühen jetzt Optimismus", das ist das gemeinsame Motto, wie man gestern sehr deutlich gemerkt hat. Man will das Unternehmen nicht schlecht reden, eben weil das Fundament so wacklig ist.

Relativieren muss man das aber schon: Karlheinz Essl spricht von einem sehr guten ersten Quartal und von zweistelligen Umsatzzuwächsen im März. Allerdings war das erste Quartal 2013 sehr schlecht - auch wenn die Bilanz noch nicht fertig ist, aber das hat Martin Essl schon im Herbst angedeutet. Das Entscheidende ist, dass man die Rechnung nicht ohne die Kunden machen darf. Die will Baumax mit einem neuen Slogan anlocken: "Fertig ist´s am schönsten" - also mit dem positiven Gefühl, wenn man eine Heimwerker-Arbeit erledigt hat. Ob die Strategie aufgeht, das kann man hoffen, aber fix davon ausgehen kann man nicht.

Doch ohne Investor?

Der Schlüssel zur Rettung liegt jetzt wohl bei den Banken. Doch die geben sich bedeckt, alles andere wäre geschäftsstörend, findet Erste-Chef Treichl. Möglicherweise können die Banken nach dieser öffentlichen Diskussion um Bilderkauf und mögliche Staatshilfe jetzt überhaupt nicht anders, als dem Unternehmen unter die Arme zu greifen. Denn der politische Druck ist auf jeden Fall da. Und natürlich haben die Banken auch ein ureigenes Interesse, dass es läuft. Da geht es um Kredite in der Höhe von fast 600 Millionen Euro.

Dennoch bleiben einige Fragen offen: Im Vorfeld hat es aus Bankenkreisen geheißen, Baumax brauche einen strategischen Partner oder einen Investor - dass er keinen Partner will, hat Karlheinz Essl gestern wieder betont. Reicht den Banken das Sanierungskonzept trotzdem - es ist ja schon das dritte innerhalb weniger Jahre? Wir wissen es nicht, heute wollte dazu niemand etwas sagen.

Es ist also eine Lösung ohne Staat oder zumindest fast - Haftungen im Ausmaß von 18 Millionen gibt es ja noch. Wenn sie mit Ende des Jahres auslaufen, werden sie nicht verlängert, können gar nicht verlängert werden, sagt das Finanzministerium, weil das mit dem EU-Beihilfenrecht nicht zusammenpasst. Den nächsten großen Termin haben wir am 28. April, die sogenannte Elefantenrunde mit Gläubigerbanken und Kreditversicherern, insgesamt rund 30. Da soll es das Okay für das Sanierungskonzept geben.

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