Ukraine: Massenmordvorwurf gegen Janukowitsch

Der ukrainische Ex-Präsident Janukowitsch und der russische Geheimdienst FSB sollen für den Tod von über 100 Menschen in Kiew im Februar verantwortlich sein, das haben Ermittlungen der neuen ukrainischen Behörden ergeben. Mehrere ehemalige Polizisten sind wegen des Verdachts des Massenmordes bereits festgenommen worden.

Abendjournal, 3.4.2014

"Direkte Aufsicht von Janukowitsch"

Wer ist für den Tod der Aktivisten vom Maidan verantwortlich: das gestürzte Regime von Ex-Präsident Janukowitsch, die Aufständischen selber oder vielleicht sogar westliche Geheimdienste - diese Frage beschäftigt seit eineinhalb Monaten die internationale Öffentlichkeit und auch eine Kommission des ukrainischen Parlaments. Das Innenministerium in Kiew hat jetzt Fotos, ballistische Untersuchungen und andere Beweise vorgelegt, die zu einem eindeutigen Schluß kommen, sagt Oleksandr Nalyvaychenko, der Leiter des ukrainischen Geheimdienstes SBU: "Unter dem Deckmantel einer antiterroristischen Operation fand tatsächlich ein Massenmord statt, und zwar unter direkter Aufsicht des früheren Präsidenten Janukowitsch."

"Habe nie Schießbefehl erteilt"

Zwölf Angehörige der inzwischen aufgelösten Polizeisondereinheit Berkut wurden inzwischen festgenommen. Die ukrainischen Behörden haben außerdem eine Anfrage an die russische Staatsanwaltschaft gestellt und wollen wissen, welche Rolle mehrere Angehörige des russischen Geheimdienstes FSB gespielt haben, die während der Unruhen in Kiew waren. Der FSB hat diese Vorwürfe in einer kurzen Stellungnahme auf seiner Homepage zurückgewiesen, ebenso wie Ex-Präsident Janukowitsch: "Was mich angeht: Ich habe nie einen Schießbefehl erteilt", sagte er in einem Interview in der russischen Stadt Rostov. Zwei Tage nach den tödlichen Zusammenstößen am Maidan erklärte das ukrainische Parlament Janukowitsch für abgesetzt.