Fehlplanung? - Schubhaftzentrum fast leer

Die Aufregung, dass im neuen Schubhaftzentrum Vordernberg die Polizei mit einer Privatfirma zusammenarbeitet, hat sich gelegt. Doch nun zeigt sich, dass das Zentrum so gut wie leer steht. Nur sechs Menschen sind derzeit dort untergebracht, obwohl das Zentrum für 220 Bewohner geplant ist - Betreuungspersonal inklusive.

Mittagsjournal, 9.4.2014

  • Vordernberg

    (c) Gansfuß-Kojetinsky, ORF

  • Außenräume

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  • Herwig Rath und Thomas Schadler

    Herwig Rath, polizeilicher Leiter von Vordernberg und Thomas Schadler von G4S

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  • Überwachungsbildschirme

    (c) Gansfuß-Kojetinsky, ORF

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"Entspanntes und ruhiges Umfeld"

Herwig Rath führt durch das Anhaltezentrum in Vordernberg. Seit Beginn des Jahres leitet der langgediente Exekutivbeamte die Einrichtung. Erster Eindruck: alles neu, alles blitzblank. Es gibt sogar einen Raum, in dem die Bewohner mit ihren Besuchern alleine sprechen können. Das ist der einzige Raum, der nicht videoüberwacht wird. Allerdings: "Bisher haben wir noch keinen Besuch gehabt", muss Herwig Rath zugeben.

Das könnte auch daran liegen, dass das Zentrum von einer Auslastung weit entfernt ist. Exekutivbeamte gibt es hier, Mitarbeiter von g4s, aber kaum Bewohner. Die sechs Männer, die derzeit hier untergebracht sind, spielen Fußball auf dem Sportplatz draußen. Warum sind es so wenige? "Zur Zeit ist die Asylsituation offenbar nicht so rasant ansteigend", sagt der Zentrumsleiter. Aber die "Angehaltenen" sollten sich ohnehin in "einem entspannten und ruhigen Umfeld befinden".

Trotzdem volle Besetzung

Immerhin: Die Polizei kann ihren Personalstand flexibel handhaben - je nachdem, wie viele Bewohner gerade hier sind. Derzeit sind es im operativen Tagesgeschäft 19, sagt Herwig Rath. Ist das Zentrum voll, wird auf 55 aufgestockt. Anders bei der Sicherheitsfirma g4s: "Wir sind vertraglich verpflichtet, unseren Personalstand nach dem Betriebs- und Organisationskonzept bereitzustellen, und das machen wir auch in dieser Art und Weise", sagt der g4s-Leiter in Vordernberg, Thomas Schadler. Die Begründung: Sollten "theoretisch" fünf Neuzugänge kommen und aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder wegen der obligatorischen Trennung Mann/Frau/Jugendliche alle acht Wohngruppen besetzt sein, "dann müssen wir auch das Personal dafür akkurat zur Verfügung haben."

Klare Aufgabenteilung

Was die viel kritisierte Aufgabenteilung zwischen Polizei und g4s betrifft, versichern beide: die sei ganz klar. Wer handelt also, wenn es einen Zwischenfall gibt? "Wir, die Polizei", sagt Herwig Rath. "Die g4s verständigt uns, und wir gehen hin und regeln die Angelegenheit - ohne Mithilfe. Die Mithilfe ist beschränkt darauf, dass wir von der g4s informiert werden. Alles andere obliegt uns. Jeder Eingriff in die persönliche Freiheit, jeder Körperkontakt passiert durch die Polizei." G4s hingegen sei zuständig für die Sicherheitssysteme und biete auch zum Beispiel EDV-Kurse oder Sportprogramme an, sagt Thomas Schadler. Bei der Auslastung gibt es da allerdings noch Luft nach oben.

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