Experte: "Respekt vor Griechenland"
Respekt vor den Anstrengungen Griechenlands äußert Raiffeisen-Analyst Peter Brezinschek. In den vergangenen vier Jahren sei ein Mammutprogramm umgesetzt worden, und nun könne man die Früchte dieser Arbeit ernten. Auf lange Sicht ist er aber weniger optimistisch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.4.2014
Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen International, im Gespräch mit Andrea Maiwald.
Vertrauen in Europa wieder da
"Griechenland ist wieder zurück am Kapitalmarkt", sagt Brezinschek im Ö1-Mittagsjournal-Gespräch. Es sei fast eine paradoxe Situation, so Brezinschek: Als griechische Anleihen zehn oder gar 30 Prozent Zinsen brachten, wollte dem Land keiner Geld geben, und jetzt, bei fünf Prozent, gibt es eine enorme Nachfrage internationaler Investoren. Der Grund: Seit 2012 habe sich alles deutlich verbessert, nämlich mit dem Bekenntnis zum Euro. Da seien die internationalen Zweifler bekehrt worden, und das Vertrauen sei zurückgekehrt nach Europa.
"Auf lange Sicht wird es teuer"
Griechenland profitiere aber auch von einem günstigen "Fahrwasser", so Brezinschek: Spanien sei der "Eisbrecher" gewesen, gefolgt von Portugal, Italien und vor allem auch Irland. Und in Griechenland selbst würden seit dem Vorjahr die Budgetzahlen und auch die Wettbewerbsfähigkeit wieder besser.
Brezinschek zweifelt aber, dass Griechenland in den nächsten fünf Jahren seine Staatschulden in der Höhe von 180 Prozent des BIP regulär bedienen wird können. "Denn ab 2015 ist das Hilfsgeld aus dem Rettungsfonds aufgebraucht. Dann muss sich Griechenland aus Marktzinsen refinanzieren, und das glaube ich, wird a la longue zu teuer und zu schmerzhaft." Griechenland müsse den Markt überzeugen, dann könnte es aus dem Rettungsschirm in die Selbstständigkeit entlassen werden.
Insofern ist auch der Raiffeisenanalyst verwundert über den Stimmungsumschwung. Er sieht einen Erfolg des Augenblicks, der Niedrigzinspolitik, die weltweit grassiere.