Putin in TV-Fragestunde: VersöhnlicheTöne

Während am Vormittag in Genf die Krisengespräche zur Lage in der Ukraine begannen haben, stellte sich Russlands Präsident Wladimir Putin Fragen der Bevölkerung. Wenig überraschend standen auch dort die Ereignisse in der Ukraine sowie die Wiedereingliederung der Krim in Russland im Vordergrund. Putin gab sich dabei überraschend versöhnlich.

Mittagsjournal, 17.4.2014

"Danke für die Krim"

Schon zum zwölften Mal zeigt Wladimir Putin live im Fernsehen, dass er ein offenes Ohr für die Bevölkerung hat. Und doch ist die heutige Fragestunde, die in Wahrheit mehrere Stunden dauert, anders als bisher. Es ist ein Anlass der Rekorde, loben die Moderatoren des kremltreuen Staatsfernsehens begeistert. Mehr als zwei Millionen Fragen seien schon vor Start der Sendung eingetroffen, und viele Russen wollten ihrem Präsidenten einfach nur eines ausrichten: "Danke für die Krim!!!"

Und so ist es kaum zufällig, dass zuallererst nach Sewastopol auf der Krim geschaltet wird: "Danke, danke", rufen die zugeschalteten Krimbewohner, die aus ihrer Freude, nun Russen zu sein, keinen Hehl machen. Sorgen haben sie trotzdem seit der Wiedervereinigung mit Russland. Nun würden viele Familien durch eine Grenze getrennt, sich die Menschen in der Ukraine und jene auf der Krim nicht mehr verstehen, klagt eine Frau.

Überraschend versöhnlich

Putin zeigt sich verständnisvoll: "Wir sind jetzt alle emotional aufgewühlt, aber es muss doch gelingen, sich innerhalb von Familien zu verstehen, wenn genug Liebe da ist." Und übrigens, so Putin weiter, gelte das auch für die staatlichen Beziehungen, und er betont überraschend versöhnlich, für einen Dialog mit der verhassten Kiewer Regierung offen zu sein: "Wir werden das gegenseitige Einverständnis mit Kiew wieder finden, wir gehen ja nicht auseinander. Ich hoffe, dass Kiew irgendwann versteht, dass im Falle der Krim Russland nicht anders handeln konnte."

Russland sei der Ukraine immer zur Seite gestanden, betont Putin, man habe nicht nur finanziell geholfen, sondern es gebe viele gemeinsame Interessen. Wenn man erfolgreich sein wolle, müsse man zusammenarbeiten. Allerdings, so räumt Putin ein, müsse Kiew das Recht der Bevölkerung auf Selbstbestimmung anerkennen, und meint damit die Krim.

"Verbrecher" in Kiew

Ob die Regierung in Kiew das Freundschaftsangebot annimmt, bleibt abzuwarten- denn Putin bezeichnet sie heute einmal mehr als Verbrecher: Anstatt das Gespräch mit der bedrohten prorussischen Bevölkerung im Osten des Landes zu suchen, die mit Waffen versuche, für ihre Interessen zu kämpfen, schickten die Kiewer Machthaber Panzer und Kampfflieger gegen das eigene Volk. Russland sei übrigens in die separatistischen Unruhen in der Ostukraine nicht verwickelt, weist Putin einmal mehr entsprechende Vorwürfe des Westens und der Kiewer Regierung zurück: "Das ist Unsinn. Es gibt in der Ostukraine keine russischen Einheiten, keine Spezialagenten, keine Instruktoren, nur die lokale Bevölkerung."

Wunsch nach föderalem Staat

Was den Krisengipfel in Genf angeht, so umreißt Putin Russlands Position so: Die ukrainische Regierung müsse mit der Bevölkerung im Osten des Landes reden, nicht nur mit Gefolgsleuten, die Kiew ernannt hat. Und sie müsse dem Wunsch der Bevölkerung nach einem föderalen Staat nachkommen. Das Ziel Putins ist klar: So könnte sich die Ostukraine künftig stark nach Russland ausrichten und Moskau seinen Einfluss in dieser Region aufrechterhalten. Nicht ganz zufällig betont Putin auch, dass die Süd-und Ostukraine einst nicht zur Ukraine, sondern zu Russland gehört hatte.