Mühsame Einigung ÖIAG - America Movil

Es war eine Aufsichtsratssitzung, die das Prädikat historisch verdient. Stundenlang war das Gremium der Staatsholding ÖIAG nicht beschlussfähig, weil zu wenige Mitglieder physisch anwesend waren. Immerhin ging es gestern um eine weitreichende Entscheidung für dieteilstaatliche Telekom Austria, nämlich um die langfristige Allianz mit dem Konzern America movil aus Mexiko. Schließlich konnte das Bündnis doch noch geschlossen werden.

Mittagsjournal, 24.4.2014

Ärger über "Taschenspielertricks"

Spätestens mit Beginn der Sitzung des Aufsichtsrates gestern um neun Uhr war klar, dass aus der Pro-Forma-Angelegenheit eine Zitterpartie wird. Die fünf Arbeitnehmervertreter waren dem Treffen in der ÖIAG-Zentrale in Wien tatsächlich fern geblieben. Sehr zum Ärger von Holding-Vorstand Rudolf Kemler, der den Belegschaftsvertretern unfaire Taschenspielertricks vorwarf.

Auch die Arbeitgeberseite hat ihren Beitrag zur Zitterpartie geleistet. Drei der neun Kapitalvertreter waren entschuldigt ferngeblieben. Für einen rechtsgültigen Beschluss hat somit eine Person gefehlt, denn mindestens die Hälfte des Aufsichtsrates muss persönlich anwesend sein. Zwölf Stunden nach Beginn der Sitzung, kurz nach 21:00 war das Gremium dann beschlussfähig. ÖIAG-Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer ist von einer Reise in den Nahen Osten eingeflogen worden. Gerade noch rechtzeitig.

Mexikanische Mehrheit in Gremien

Wäre der Pakt zwischen den beiden Hauptaktionären ÖIAG und America movil gestern nicht geschlossen worden, wäre die Allianz wohl ein Jahr auf Eis gelegen. So interpretieren viele Juristen das Regelwerk des sogenannten Übernahmegesetzes. Die Erleichterung war den Befürworter des Bündnisses anzusehen. Aus ihrer Sicht ist es für die Telekom gleichsam überlebensnotwendig, weil America movil als finanzkräftig genug gilt, Investitionen zu finanzieren, den Schuldenberg abzubauen und gerade im Kernmarkt Osteuropa zu wachsen. Kemler hofft nun, America movil einen starken Partner zu haben.

Dem Bündnisvertrag zufolge wird die Zentrale der Telekom in Wien bleiben, bestehende Rechte der Mitarbeiter seien gesichert. Auch behält die Republik über die Holding die Sperrminorität. Bestimmende Kraft in den Führungsgremien werden die Mexikaner. Sie stellen künftig die Mehrheit im Vorstand und im Aufsichtsrat. Es ist einer der Punkte, den die Gegner der Allianz, der auf dem Papier gleichberechtigen Partner, kritisieren. An der Börse haben die Anleger ihre Antwort auf die Entwicklung der vergangenen Stunden gegeben. Nach einem starken Verlust gestern legt die Telekom Aktie wieder kräftig zu.

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