Weiter Kritik an Brustkrebsvorsorge

Seit Anfang Jänner gibt es in Österreich Brustkrebs-Screening - ein Programm das gewährleisten soll, dass bei möglichsten vielen Frauen Brustkrebs möglichst früh erkannt wird. Genau das Gegenteil sei aber der Fall, kritisieren Radiologen und Gynäkologen: Die Zahl der Mammographien sei seit Jänner um ein Drittel gesunken, die Frauen seien schlecht über das Programm aufgeklärt worden, der Hauptverband der Sozialversicherungen habe versagt.

Mittagsjournal, 30.4.2014

10-Prozent gehen hin

Die Situation ist absurd, sagt Leopold Schmidt, Radiologe aus Wien. Über 300.000 Einladungen sind bis jetzt österreichweit versandt worden, und nicht einmal 10 Prozent der angeschriebenen Frauen sind zur Mammographie erschienen.

Die Hauptursache für diese schlechte Mammographie-Quote sehen viele Haus- und FrauenärztInnen, wie Radiologen in der mangelnden Info-Kampagne. Christian Singer, Brustkrebs-Experte der MedUni Wien sagt, eine Info- und Werbekampagne sei verabsäumt worden.

Nur mit Einladung

Und nicht mehr von der eigenen Frauenärztin, vom eigenen Frauenarzt zur Vorsorge-Untersuchung geschickt werden dürfen. Denn nur wenn eine Indikation vorhanden ist, die vom Hauptverband akzeptiert wird, darf überwiesen werden. Geld für eine Werbekampagne hätte es übrigens gegeben, sagt Radiologe Schmidt.

Gute Idee, chaotische Umsetzung

Karin Eger, die bis vor kurzem im Hauptverband für das Screening-Programm verantwortlich gewesen ist, bestätigt, dass man angedacht hatte, das Programm zu bewerben. Aber politisch habe man sich dagegen entschieden.

Und so verteidigt Eger das Programm, als eine ihrer letzten Tätigkeiten für den Hauptverband bevor sie einen neuen Job antritt. Das Screening laufe wie geplant; Eine Systemumstellung brauche Zeit, Frauen kämen nicht zu schaden. Die Ärzte würden aus Eigeninteresse Panik machen.

Das österreichweite Mammographie-Screening. Die Idee ist gut, sagen die meisten Mediziner, die Durchführung jedoch pures Chaos.