3D-Drucker: Die "neue industrielle Revolution"

3D-Drucker können alles Mögliche herstellen: von persönlichen Erinnerungsstücken über Gebäude- und Ersatzteile bis hin zu Implantaten in der Medizin - und das aus verschiedenen Materialen wie Kunststoff, Keramik oder Metall. Technik-Begeisterte sehen schon eine "neue industrielle Revolution".

Mittagsjournal, 9.5.2014

Keramikknochen aus dem Drucker

Es klingt wie Science Fiction, ist aber Realität: Häuser, Hörgeräte und Spielzeug aus einem 3-D Drucker. Johannes Homa von der Firma Lithoz in Wien, die mittels dieser neuen Technologie Bauteile aus Hochleistungskeramik herstellt, blickt auch in die Zukunft: "Ich glaube schon, dass hier eine neue industrielle Revolution drinnen steckt, weil sich plötzlich wirklich neue Möglichkeiten für die Industrie und für die Fertigungstechnik ergibt.“

Das heißt, es können Produkte gebaut werden, die bisher technisch nicht realisierbar waren, weil beispielsweise die Form zu komplex war.
Ob Metall, Kunststoff oder Keramik - die Materialien für den 3D-Druck sind genauso vielfältig wie die Anwendungsgebiete. Johannes Homa nennt ein Beispiel aus der Medizin, das früher nicht möglich gewesen wäre: " Wenn man zum Beispiel im Oberschenkelknochen oder im Gesicht einen Tumor hat und muss diesen Tumor rausschneiden, wird da sehr viel Knochenmaterial weggenommen und jetzt müsste man gerade für sichtbare Bereiche das fehlende Stück genau nachbilden. Das heißt, man macht jetzt einen CT-Scan, sieht den Teil des Knochens, der fehlt, und bildet den im Computer nach und druckt ihn dann nachher einfach aus." Das Ergebnis: ein passgenaues Implantat aus gehärtetem Keramikpulver.

Design, groß und klein

Nicht nur in der Medizin, auch in der Baubranche wird bereits gedruckt - beispielsweise in Amsterdam. Hier entsteht derzeit ein Haus aus Plastik. Dabei wird der Kunststoff über die Leimpistole des überdimensionalen Druckers Schicht für Schicht aufgetragen. Bis zum Einzug wird es noch dauern - erst in drei Jahren soll das Gebäude fertig werden. Hier wäre es noch praktischer, auf herkömmliche Weise zu bauen.

Johannes Homa erklärt, es ergebe vor allem dann Sinn, mit 3D-Druck-Technologie zu arbeiten, wenn ein Design komplex ist oder sehr klein gefertigt werden soll, oder auch wenn man ein sehr individuelles Stück fertigen will, beispielsweise für den Privatgebrauch. Schon jetzt ist es möglich, am eigenen Rechner Gegenstände zu entwerfen und diese dreidimensional auszudrucken - und das zu einem erschwinglichen Preis. Für einige hundert Euro kann man sich einen 3D-Drucker mit nach Hause nehmen, so Jürgen Stampfl vom Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnologie an der Technischen Universität Wien: "Einerseits sind Ersatzteile interessant, von Handys angefangen, wo irgendwas beschädigt wird, oder auch angepasst werden soll. Es ist heute auch möglich, dass man sich Geschirr ausdrucken lässt, kleine Keramiktassen, Kaffeetassen."

Neuer Geschäftszweig?

Dass es in Zukunft in jeder Wohnung einen 3D-Drucker geben wird, bezweifelt der Materialwissenschaftler. Das Potenzial sieht er eher beim Online-Handel. Vielleicht kann sich schon bald jede und jeder beispielsweise den selbst kreierten Couchsessel oder die individualisierte Vase per Mausklick liefern lassen.

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