Zentralmatura: Benotungssystem bleibt
Kaum haben sich die Wogen um die Pannen bei der Zentralmatura geglättet, gibt es neue Kritik: Nach wie vor ist eine Verordnung in Kraft, die Lehrern immer noch das letzte Wort bei der Beurteilung gibt. Trotz der Kritik von Bildungsexperten, will das Unterrichtsministerium daran nichts ändern.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 16.5.2014
Eigene Lehrer benoten
So zentral, wie geglaubt, ist die Zentralmatura gar nicht - zumindest nicht was die Benotung betrifft. Es gibt zwar den vom Bund vorgegebenen Bewertungsschlüssel, die Lehrer müssen sich in Grenzfällen aber nicht daran halten - eine Verordnung aus den 70er Jahren gibt ihnen nämlich die Letztentscheidung und schlägt damit die Zentralmatura-Verordnung. Die Konsequenz davon: Von zwei Schülern mit dem genau gleichen Prozentsatz auf die Maturaarbeit, kann der eine gerade noch positiv bewertet werden, der andere bekommt einen 5er - je nachdem wie es die betreffenden Lehrer sehen. Unfair und nicht sinnvoll findet das Bildungsexpertin Christiane Spiel, im Unterrichtsministerium sieht man das anders:
Im Sinne einer pädagogischen Auslegung seien Toleranzen zulässig, teilt eine Sprecherin von Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch Hosek von der SPÖ mit, das Ministerium stehe dazu, dass die Letztentscheidung bei den Lehrern liege, sonst könne man auch einen Computer für die Auswertung nehmen. Der Bewertungsraster, so die Sprecherin, lässt Freiräume und das sei auch gut so. Die Ministerin selbst stand für ein Interview nicht zur Verfügung.
Die jüngste Aufregung um die Englisch-Matura ist damit jedenfalls mehr oder minder Makulatur: Da ist die Grenze für eine positive Note ja mit 63 Prozent festgelegt worden, während in der Vorbereitung, bei Schularbeiten immer 60 Prozent gereicht haben, was Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen erzürnt hat - in Wahrheit ist es aber so, dass ohnehin die Lehrer letztentscheiden, passt für sie der Gesamteindruck der vorgelegten Arbeiten könnten der eine Schüler theoretisch also auch mit 59 Prozent durchkommen - während ein anderer damit durchfällt.