Kampf gegen organisierte Bettelei

Die Polizei in Wien hat im Vorjahr 430 Bettlerinnen und Bettler wegen organisierter Bettelei zur Anzeige gebracht. Außerdem sind 13 mutmaßliche Menschenhändler ausgeforscht worden. Sie sollen Bettler ausgebeutet haben. Seit Kurzem sitzen drei Verdächtige in Haft.

Morgenjournal, 17.5.2014

Hintermänner kassieren

Rund die Hälfte der Bettler bettelt laut Bundeskriminalamt selbstbestimmt. Die andere Hälfte sei organisiert. Demnach organisieren Hintermänner etwa den Transport aus Rumänien und Massenquartiere in Wien. Ein kleiner Teil der Bettlerinnen und Bettler wird als Menschenhandelsopfer ausgebeutet, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle gegen Menschenhandel im Bundeskriminalamt. Nach monatelangen Ermittlungen ist nun ein 33-Jähriger aus Rumänien auch bereit, als Opfer auszusagen, so Tatzgern. Demnach trauen sich mögliche andere Opfer noch nicht auszusagen - oder sie empfinden ihre Situation als Bettler immer noch besser als die in ihrer Heimat Rumänien. Allerdings kassieren dem Bundeskriminalamts-Experten zufolge die Hintermänner den Großteil des Geldes, das diese Bettler verdienen - zwischen 20 und 150 Euro pro Tag. "Den Betroffenen bleiben dann im Monat 100 bis 200 Euro, und das ist vergleichen mit Einnahmemöglichkeiten im Herkunftsland extrem viel. Das heißt, zuhause haben sie überhaupt keine Einkünfte."

Was ist "organisiertes Betteln"?

13 Personen sind nun - auch dank technischer Ermittlungsmethoden - als mutmaßliche Menschenhändler ausgeforscht. Drei Verdächtige sitzen seit April in Haft, zwei davon sind von Rumänien an Österreich ausgeliefert worden. Weil auch schon organisiertes Betteln in Wien verboten ist und mit Geldstrafen oder Ersatzhaft geahndet werden kann, hat die Polizei im Vorjahr außerdem 430 Bettler angezeigt.

Die Caritas übt scharfe Kritik am Bundeskriminalamt. Einer Studie zufolge würden Bettler nur 20 bis 30 Euro pro Tag erbetteln, Menschen mit Behinderung etwas mehr. Aber vom Betteln werde niemand reich, sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Dass Bettler Fahrgemeinschaften bilden oder sich Wohnungen teilen, werde als "organisiertes" Betteln bestraft.

Die drei mutmaßlichen Menschenhändler könnten übrigens schon in drei Monaten vor Gericht stehen. Vielleicht bringt der Prozess neue Erkenntnisse.