Blutige Unruhen in Libyen

In Libyen kämpft die Übergangsregierung ums Überleben. Nach den blutigen Unruhen in Bengazhi wurde Sonntagabend auch die Hauptstadt Tripolis Schauplatz von Auseinandersetzungen. Das Parlament wurde gestürmt, ein Armeegeneral verkündete sogar die Auflösung von Regierung und Parlament. Inzwischen wehrt sich die Regierung.

Abendjournal, 19.5.2014

Abtrünnige für Unruhen verantwortlich?

Es sind offenbar abtrünnige Soldaten, die die Unruhen ausgelöst haben. Mit Hilfe von Milizen greifen sie islamistische Stützpunkte an - ohne Befehl der Übergangsregierung. Die hat die Gewalt verurteilt. Justizminister Salah Al-Marghani erklärte im Fernsehen: "Die Regierung verurteilt Gewalt aus Ausdruck politischer Überzeugung, egal, von wem sie ausgeübt wird. Wir rufen alle Seiten zu einem Ende der Waffengewalt auf."

Der Chef der Militärpolizei sagte dagegen, dass eine neu gewählte Kommission eine Verfassung schreiben und vorübergehend die Aufgaben der Gesetzgebung übernehmen werde. Das libysche Volk werde es nicht zulassen, dass sein Land zum Tummelplatz für Terroristen und Extremisten werde, meinte er zur Begründung.

Mehr als 80 Tote

Die schwache Führung in Tripolis hat diesen Schritt nicht kommentiert. Unklar ist auch, ob die Regierung nun aufgelöst ist, oder nicht. Ein TV-Sender in Tripolis wurde mit Raketen beschossen.

Bei den Unruhen sind am Wochenende mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. In Libyen kursieren Putschgerüchte. Das Militär will islamistische Milizen vertreiben, die sich seit dem Sturz des Langzeit-Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 ausgebreitet haben.