Glaubensdrama "Kreuzweg"
Wenn schon an Gott glauben, dann richtig. Für ein deutsches Mädchen in der Pubertät ist diese Entscheidung der Beginn eines Martyriums, das der deutsche Film "Kreuzweg" auf rund zwei Stunden ausbreitet. Regisseur Dietrich Brüggemann hat sein Drama mit deutlichen Verweisen auf die katholisch-traditionalistische Piusbruderschaft angelegt.
8. April 2017, 21:58
Bei der heurigen Berlinale erhielt der Film einen Silbernen Bären für das beste Drehbuch.
Morgenjournal, 20.5.2014
Die Schlinge der Lebensfeindlichkeit
"Wir sind alle Soldaten Jesu Christi", das weiß Pater Weber (Florian Stettner) ganz bestimmt. Wenn es darum geht den Glauben ernst zu nehmen, dann zeigt er beim Firmunterricht Enthusiasmus. Diesen versucht er auch seinen Zöglingen nahezubringen. Maria (Lea van Acken) ist noch keine Heilige, aber ganz besonders bei der Sache. Sie ist 14, will es genau wissen und irgendwie auch eine Heilige werden. Dafür haben Regisseur Dietrich Brüggemann und seine Schwester Anna ihr einen ganz persönlichen Kreuzweg geschrieben. Dietrich Brüggemann: "Religionen unterscheiden sich zwar inhaltlich, doch haben oft eines gemeinsam, eine Tendenz zur Verabsolutierung."
Fanatismus mit körperlichem Verfall
14 Stationen und 14 Episoden sind es, in denen sich langsam die Schlinge der Lebensfeindlichkeit um Marias Seele zusammenzieht: etwa die Weigerung am Sportunterricht teilzunehmen oder bei einem Chor mit zu singen. Auch das nähere Kennenlernen eines Mitschülers, der sich für Maria interessiert, steht nicht auf Gottes Plan. Die Strenge, mit der Maria sich selbst im wahrsten Sinne des Wortes zu Leibe rückt, denn mit ihrem Fanatismus geht auch ein körperlicher Verfall einher, setzt Regisseur Dietrich Brüggemann auch mit formaler Strenge um: mit langen Einstellungen, meist starrer Kamera, ohne Schnitte, kreuzwegaffine Kino-Tafelbilder. Eine Form, die die Drastik des Geschehens zuspitzt, wie auch Dietrich Brüggemann findet: "Was die Hauptfigur macht und wir letztlich auch mit diesem Film machen, ist ja Überaffirmation, das kann auch eine ziemlich schlaue Form der Kritik sein. Maria tut ja konsequent, was die Religion von ihr verlangt."
Flucht nach oben
In einer Mutterfigur (Franziska Weisz) an der Grenze zum Klischee und zur Karikatur und trotzdem keineswegs lustig wird die fatale Ideologie endgültig konserviert. Eine zerrissene Maria tritt die Flucht nach vorne an, d.h. nach oben. Dieser "Kreuzweg" ist in seiner kompromisslosen Überzeichnung oft kaum auszuhalten, eine Last, an der auch der Kinozuseher ziemlich schwer zu tragen hat.