Wahlmüdigkeit in Zypern

Zypern und seine Banken seien zwar vor der Pleite gerettet worden, aber die Art der Rettung habe die Krise der Wirtschaft verstärkt, das Alltagsleben der Menschen habe sich brutal verschlechtert, sagt Hubert Faustmann, Leiter der deutschen Ebert Stiftung und Professor an der Universität Nikosia. Dass es keine großen Proteste gibt, führt Faustmann auf die ruhige Mentalität der Zyprioten zurück. Für die EU-Wahl rechnet er mit breiter Stimmenhaltung.

Not-For-Sale-Plakat hinter Stacheldraht

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Mittagsjournal, 21.5.2014

Hubert Faustmann, Leiter der deutschen Ebert Stiftung und Professor an der Universität Nikosia, im Gespräch mit Robert Uitz.

Warten auf Gesten der Solidarität

Vor etwas mehr als einem Jahr ist die Finanzkrise über Zypern hereingebrochen. Die zwei größten Banken des Landes haben sich mit griechischen Staatsanleihen überhoben. Weil der Bankensektor im Vergleich zur Größe des Landes deutlich überproportioniert war, konnte Zypern das Problem nicht alleine lösen und rief die EU zu Hilfe. Die "Rettung" verlief aber im Nachhinein betrachtet zu Ungunsten der Bevölkerung: Man habe ein "zugegebenermaßen problematisches" Geschäftsmodell kaputtgemacht, so Faustmann. Die Folge: Die Bevölkerung Zypern fühlte sich als Prügelknaben und Versuchskaninchen. Nun erwarte man Gesten der Solidarität und Hilfen, wieder auf die Beine zu kommen. Vage Hoffnungen auf einen langfristigen Aufwärtstrend knüpfen sich einerseits an eine Wiedervereinigung des Insel, wozu gerade wieder Verhandlungen laufen, und andererseits auf Gasfunde vor der Küste Zyperns.

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