Ägypten: Präsidentenwahl hat begonnen

Begleitet von strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag die Präsidentenwahl in Ägypten begonnen. Vor allem die Anhänger des ehemaligen Militärchefs Abdel Fattah al-Sisi stellten sich gleich in der Früh vor den Wahllokalen an. Der Feldmarschall hatte im vergangenen Sommer den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt. Al-Sisi gilt als Favorit.

Mittagsjournal, 26.05.2014

Liza Ulitzka

Al-Sisi klarer Favorit

"Buschrit Kheyr", übersetzt "gutes Omen", heißt dieser fröhliche Wahlkampfsong, mit dem die Ägypter im Fernsehen aufgefordert werden, wählen zu gehen. Es ist ein Video, das Lust auf Politik machen soll, und die inoffizielle Hymne von Ex-Feldmarschall Abdel Fattah al-Sisi. Denn außer den Plakaten mit seinem Konterfei, mit denen ganz Kairo tapeziert wurde, gibt es von ihm nichts zu sehen. Während sein liberaler Konkurrent Hamdeen Sabahi sich bei Wahlkampftouren im ganzen Land abstrampelt, kann sich al-Sisi offensichtlich zurücklehnen. Sein Image ersetzt jede Tuchfühlung mit dem Volk. "Ich finde, Feldmarschall Sisi braucht keine Kampgane oder Propaganda, das ganze Land steht ja - so Gott will - hinter ihm. Es ist eine Ehre für unser Land, dass er unser Präsident wird", sagt eine Frau. Und eine andere: "Wir sind optimistisch bezüglich des Programms. Die Menschen lieben ihn alle. Sein Programm wird erfolgreich sein - so Gott will. Al-Sisi ist ein Mann, der dem Land treu ist. Er liebt das Land, und ich werde ihn wählen."

Al-Sisis fehlt Wahlprogramm

Öffentliche Auftritte von Abdel Fattah al-Sisi seien nicht möglich wegen Anschlagsdrohungen. Deswegen begibt sich der ehemalige Verteidigungsminister lieber in die geschützten Räume von Fernsehstudios, um sich den Fragen von gefälligen Journalisten zu stellen. Einen Hinweis auf sein Wahlprogramm bekommt man aber auch hier nicht. In einem Interview mit drei Moderatoren auf dem privaten Kanal "El Khajeh" meint er zu der Frage, wie seine Art zu regieren aussehen wird: "Die Ägypter mussten viele Jahre lang leiden, und ich denke der Himmel hat begonnen, die Ägypter zu bedauern. Wenn es Gottes Wille ist, dass ich in diese Position komme, dann wird das einfach fantastisch werden, ihr werdet sehen."

Junge fühlen sich um Revolution betrogen

Nicht alle Ägypter sind in so fantastischer Stimmung wie al-Sisi. Es gibt inzwischen einige Kampagnen gegen ihn, und die Anhänger der Muslimbruderschaft haben mit Dauerprotesten während der Wahl gedroht. Besonders verbittert sind die jungen Revolutionäre. "Für uns Junge ist es seit langem klar, wir sind mit der Revoltion aufgestiegen und jetzt gehen wir mit ihr unter. Wir sind wieder am Anfang angelangt. Ich werde nicht zu den Wahlen gehen, und viele werden nicht gehen, es ist sowieso schon entschieden."

All das wird Zündstoff für weitere Konflikte liefern, da helfen auch fröhliche Wahlkampflieder nichts.

Übersicht

  • Naher Osten