Donezk: Leben in der Stadt heute normaler

Im Osten der Ukraine herrscht Kriegszustand. Der am Sonntag gewählte Präsident Poroschenko hat erklärt, dass er die Separatisten, die er als "Terroristen" bezeichnet, besiegen will. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Todesopfer dramatisch gestiegen, Donezk steht unter schwerem Beschuss. Das Militär hat den Flughafen der Stadt zurückerobert, die Lage bleibt angespannt - hat sich aber leicht beruhigt.

Passanten und Soldaten in Donezk

(c) Maxim Shipenkov,EPA

Mittagsjournal, 28.5.2014

Lage ruhiger als gestern

Nach derzeitigen Informationen dürfte die Armee wieder an Boden gewinnen gegenüber den Separatisten. Im Raum des Flughafens, der bis vor kurzem in der Hand der prorussischen Kräfte war, gehen die Kämpfe weiter, in der Stadt selbst gestaltet sich das Leben heute normaler als in den letzten Tagen.

Man merke aber, dass viele Menschen aus Donezk und dem Dombass-Gebiet weggezogen sind, sagt ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Für Unsicherheit sorgen diverse Gerüchte, etwa über Ausgangssperren oder anrollende Panzerkolonnen. Märkte und Banken sind teilweise geschlossen, die Versorgungslage sei aber derzeit noch ohne Probleme.

Geiselnahme soll Druck ausüben

Die jüngste Geiselnahme von vier OSZE-Beobachtern diene sicher dazu, strategischen Druck auszuüben. Man wolle damit sicher die ukrainischen Streitkräfte davon abbringen, ihre Militäraktionen zurückzunehmen, meint Christian Wehrschütz. "Wenn die mit allem auffahren, was sie haben, wird das sicher sehr blutig enden." Die russischen Reaktionen seien derzeit relativ zurückhaltend, meint Wehrschütz.

Erwähnenswert sei auch, dass die OSZE-Beobachter im Bezirk Lugansk verschwunden seien. Die Separatisten, die Teile des Bezirks Donezk kontrollieren, haben sich von der Geiselnahme distanziert. Das Verhältnis der beiden Gruppen dürfte durch "herzliche Abneigung" geprägt sein, meint Christian Wehrschütz.

Donezk weniger betroffen als andere Städte

Inwieweit die Bevölkerung in die militärischen Handlungen involviert ist, sei von Stadt zu Stadt unterschiedlich, so Wehrschütz. In Donezk spüre man – anders als etwa in Slawjansk – eher die indirekten Auswirkungen wie etwa geschlossene Schulen oder Geschäfte.