Architekt Helmut Richter gestorben
Der österreichische Architekt Helmut Richter ist tot. In Österreich schuf er einige Ikonen der zeitgenössischen Architektur, wie das Restaurant Kiang und den Wohnbau in der Brunnerstraße. Mitte der 1980er Jahre experimentierte er mit neuen Materialien und schuf unerprobte, kühle Konstruktionen, vor allem aus Glas. Am Wochenende ist er im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit verstorben.
8. April 2017, 21:58
![(C) MISCHA ERBEN, [HTTP://CREATIVECOMMONS.ORG/LICENSES/BY-SA/3.0/AT/DEED.EN|CC-BY-SA-3.0-AT] Helmuth Richter](/i/paragraph/1c/35/1c35bb13b4243604a2032c3471c4921d143c07d8.jpg)
(c) Mischa Erben, CC-BY-SA-3.0-at
Mittagsjournal, 16.6.2014
Das gerade noch Mögliche bauen. Das war das Motto von Helmut Richter. Mitte der 1980er Jahre geriet das Restaurant Kiang im ersten Bezirk in Wien zur Sensation. Das vielfach preisgekrönte Lokal war ein rot-blau eingepackter Saal mit aufsteigender Decke - wie eine Startbahn am Flughafen. In Industrie-Materialien wie Nirosta und Glas, mit Gummiboden, war es ein Beispiel dafür, wie Richter in poetischer Weise über die in jener Zeit international aufkommende High-Tech-Architektur hinausging.
Das Kiang war damals in seiner Kleinheit als Kontrapunkt zum Kleinen Cafe von Hermann Czech eine ästhetische Revolution. Das erste Lokal in Wien, das das neue Flair von Coolness verströmte und nicht den Anspruch erhob, gemütlich zu sein.
Helmut Richter lotete die konstruktiven Möglichkeiten der modernen Baumaterialien und statischen Berechnungen bis an die Grenzen aus. Die Wohnhausanlage in der Brunnerstraße, mit verglastem Laubengang, der zugleich als gläserner Schallschutz dient, gilt als Ikone der zeitgenössischen Architektur. Gemäß einem Satz von Le Corbusier, "Jeder Mensch hat Recht auf Licht", ist Glas das bestimmende Element in Richters Werk.
Viel publiziert ist auch seine Informatik-Mittelschule am Kinkplatz mit verglastem Dreifachturnsaal. Ganz besonders wird Helmut Richter aber als Lehrender in Erinnerung bleiben. In 16 Jahren Lehrtätigkeit an der TU Wien hat er mehr als 500 Diplomarbeiten betreut und damit eine ganze Architektengeneration geprägt.