Syrien: Verheerende Menschenrechtslage

Die islamistische Terrorgruppe ISIS, die derzeit für Ausschreitungen im Irak verantwortlich ist, operiert auch im syrischen Bürgerkrieg. Ihr Ziel ist die Schaffung eines neuen grenzüberschreitenden Kalifats. In Syrien selbst wird die Menschenrechtslage inzwischen immer verheerender. Der Sonderermittler des Flüchtlingshochkommissariarts Paulo Sergio Pinheiro hat heute niederschmetternde Rechercheergebnisse präsentiert.

Abendjournal, 17.6.2014

Alltägliche Entscheidungen um Leben und Tod

Folter, willkürliche Tötungen, die auch nicht vor Kindern haltmachen, zerstörte Städte, Millionen Menschen auf der Flucht - und keine Lösung in Sicht. Das ist die Bilanz von Paulo Sergio Pinheiro über die Menschenrechtslage in Syrien. Die Gewalt habe ein noch nicht dagewesene Intensität erreicht: "Die Syrer leben in einer Welt, in der alltägliche Entscheidungen über Leben und Tod bestimmen: Gehe ich in die Moschee? Gehen ich zum Markt, um Lebensmittel einzukaufen? Schicke ich die Kinder zur Schule? Das alles entscheidet über Leben und Tod", sagt Sergio Pinheiro.

Tausende Fotos aus den Folterkellern des Assad-Regimes werden ausgewertet. Was darauf zu sehen ist, sei grauenhaft, so der UNO Diplomat. "Die Körper, die zu sehen sind, sind ausgezehrt, zeigen offene Wunden, Spuren von Folter und Strangulation und Verbrennungen".

Waffengewalt keine Lösung

Die aktuelle Gewaltwelle im Irak sei auch im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt zu sehen. Brutale Gewalt gegen Andersgläubige sei in der ganzen Region alltäglich. Mit Waffengewalt sei der Konflikt in Syrien nicht zu lösen, so Pinheiro: "Die einzige Möglichkeit, den Konflikt zu lösen, sind Verhandlungen, bei denen alle Parteien inkludiert sind".

Scharfe Worte gibt es auch noch Richtung UN-Sicherheitsrat. Der Grund, warum es keine Lösung gibt, sei, dass sich die Großmächte weigern würden, ihre Quasi-Ersatz-Konflikte zu beenden, so der UN-Diplomat.

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