Schwedisches Pensionssystem als Vorbild?

Schweden gilt in vieler Hinsicht als Vorbild für Reformen beim Sozialstaat, auch bei den Pensionen. Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) will zumindest Teile der schwedischen Pensionsregelungen in Österreich umgesetzt sehen.

Mittagsjournal, 20.6.2014

Abhängig von Lebenserwartung

Die finanzielle Altersversorgung in Schweden ist im Grunde simpel und seit Jahren unverändert. Die private und betriebliche Vorsorge sind selbstverständlich. Für die gesetzliche, die gut die Hälfte des Einkommens im Ruhestand ausmacht, gelten klare Regeln. Eine davon heißt: Jeder bekommt zurück, was er einzahlt, sagt Sozialminister Ulf Kristersson von der Moderaten Sammlungspartei, eine Gruppierung rechts der Mitte. Als Prinzip gilt, dass für jeden Arbeitnehmer ein Beitragskonto eingerichtet ist. Die jeweilige gesetzliche Pension errechnet sich aus der Summe auf dem Konto geteilt durch die Lebenserwartung, die laut Statistik noch bleibt. Steigt sie, sinkt die monatliche Überweisung - ausgenommen, man arbeitet länger. Daher ist es für die Menschen in Schweden reizvoll oder notwendig später das Erwerbsleben aufzugeben, um sich den gewünschten Lebensstandard leisten zu können, erläutert Finanzminister Anders Borg, auch er von der Moderaten Sammlungspartei. Zugleich profitieren Arbeitgeber über Steuer und Sozialleistungen, wenn sie Über-65-Jährige beschäftigen. Um die Menschen fit für Arbeit jenseits der 65 zu halten, gibt es eine umfassende Gesundheitsvorsorge.

Spindelegger will Versicherungssystem

Die Schweden stellen das System so gut wie nicht in Frage, erzählt Sozialminister Ulf Kristersson. Experten legen fest, was der Reichstag in Stockholm dann mit großer Mehrheit beschließt - auch wenn es manchmal ziemlich hart ist. ÖVP-Obmann und Finanzminister Michael Spindelegger will den Prozess in diese Richtung beschleunigen. Nach mehreren Gesprächen in Stockholm Anfang dieser Woche sieht er sich in seiner Position bestätigt. Sinken die staatlichen Zahlungen in das Pensionssystem wäre dies ein wichtiger Beitrag zur Strukturreform und Budgetentlastung: "Der Staat soll sich darauf konzentrieren, was er wirklich notwendig hat und nicht nur darauf, wie er mehr Mittel aufbringt, um das Pensionssystem zu unterstützen. Das sollte ein Versicherungssystem sein. Und wenn wir da was machen, dann haben wir wirklich eine nachhaltige Entlastung." Auf konkrete Zahlen und Umsetzungsvorhaben will sich Spindelegger noch nicht einlassen. Ein anderes System brauche eine andere Mentalität und eine hohe Akzeptanz, sagt er. Das ist für Spindelegger jedoch nur eine Frage der Zeit.