Pensionsstudie: Maßnahmen nicht nachhaltig

Eines der zentralen Vorhaben der Regierung, die Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters, kommt nicht wirklich voran. Eine neue Studie von Agenda Austria zeigt nun auf, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen das Pensionsproblem nicht nachhaltig lösen werden. Spätestens in 20 Jahren müsste wieder nachgebessert werden, weil alle Effekte verpufft wären.

Morgenjournal, 16.6.2014

Pensionszuschuss könnte explodieren

Ziel der Regierung ist es, das Pensions-Antrittsalter auf 60,1 Jahre 2018 anzuheben. Keine Garantie, dass das auch funktioniert - vielleicht werden zusätzliche Maßnahmen notwendig, aber über die müssten sich SPÖ und ÖVP erst einigen.

Experten der Denkfabrik Agenda Austria zeigen jetzt in einer brandneuen Studie auf, was passiert, wenn nichts passiert: Der Pensionszuschuss über Steuern oder Schulden würde binnen 30 Jahren von heute zehn auf 22 Milliarden Euro explodieren bzw. die Beiträge würden von 22,8 auf 36 Prozent steigen oder die Durchschnittspension würde um ein Drittel sinken.

Nachbesserung im Jahr 2035

In der Studie werden zwei Varianten mit diesem Basismodell verglichen, eine Variante geht von der raschen Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 65 Jahre bis 2020 aus. Ein radikaler Ansatz, der aber auch nicht nachhaltig ist und das Finanzierungsproblem nur in die Zukunft verschieben würde: Ab 2035 müsste erneut nachgebessert werden, weil dann wieder so wie heute zwei Einzahler auf einen Pensionisten kommen würden - der Effekt wäre verpufft.

Dynamisches Modell als Alternative?

Wirklich nachhaltig wäre laut den Studienautoren Michael Christl und Denes Kucsera nur ein dynamisches Modell wie in Schweden. Bei dieser Variante wird die ständig steigende Lebenserwartung berücksichtigt und das Pensionsantrittsalter um jeweils drei Monate pro Jahr angehoben. Der Effekt: der Zuschuss zu den Pensionen würde auf heutigem Niveau mehr oder weniger stabilisiert, langfristig sogar sinken, auch bei der Ersatzrate, also der Pensionshöhe. Beim Pensionsbeitrag bringt diese "Autopilot"-Variante für die Pensionisten die geringsten Schwankungen.

Die Studie weist auch darauf hin, dass im Pensionssystem keine Lösung für die Baby-Boom-Generation der 1960er Jahre vorgesehen ist. Die Finanzierungslast für diese Jahrgänge trifft in Österreich die Jüngeren brutal: Die zwischen 1980 und 2010 Geborenen bekommen aus dem Pensionssystem nur rund 80 Prozent von dem heraus, was sie eingezahlt haben. Während etwa in Schweden und Deutschland eher die Babyboomer selber diese Last zu tragen haben.