ISIS-Truppen besetzen Chemie-Waffen-Fabrik

Im Irak scheinen die sunnitischen Extremisten der ISIS militärisch weiter erfolgreich zu sein. Nach US-Angaben haben sie eine ehemalige Chemie-Waffen-Fabrik besetzt. Es wird allerdings bezweifelt, dass die ISIS-Kämpfer dort neue Chemiewaffen herstellen oder gefundene, alte Chemiewaffen abtransportieren können.

Abendjournal, 20.06.2014

ISIS-Kämpfer nahe an Bagdad herangearbeitet

Sie nennen sich ISIS - Islamischer Staat im Irak und Groß-Syrien, sind sunnitische Extremisten und stehen nur 70 Kilometer nördlich von Bagdad. Dort haben sie das Areal einer ehemaligen Chemiewaffenfabrik besetzt, in der Saddam Hussein früher Sarin, Senfgas oder VX herstellen und in Munition abfüllen ließ. Heute ist das Areal nur noch eine Ansammlung zerbombter Gebäude und Bunker, Chemiewaffen kann man nach Einschätzung des amerikanischen Geheimdienstes CIA dort nicht mehr herstellen. Bestenfalls findet sich noch alte Munition, allerdings dürfte es gefährlich sein, sie anzugreifen. Dennoch: die ISIS-Kämpfer haben sich schon ziemlich nahe an Bagdad herangearbeitet. Die irakische Armee, die zahlenmäßig überlegen ist, formiert sich jetzt in der Nähe der Stadt Samarra, um einen Gegenangriff zu beginnen.

Kritik an Regierung al-Maliki

Damit will die Regierung in Bagdad ihre Bereitschaft zum Kampf demonstrieren. Die USA haben dem Irak schon Hilfe zugesagt: Militärberater werden abkommandiert und auch einzelne Luftschläge sind möglich. Jetzt wird aber im Irak Kritik an der Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki lauter. Der oberste schiitische Geistliche al-Sistani forderte heute eine Einheitsregierung, in der auch Sunniten und Kurden vertreten sind. Ministerpräsident al-Maliki hat mit seiner schiitischen Allianz bisher die anderen ethnischen und religiösen Gruppen aus der Regierung herausgehalten, was ihm den Ruf einbrachte, das Land gespalten zu haben.

Der Iran, den US-Präsident Obama in den Kampf gegen ISIS einbinden will, hat sich heute enttäuscht gezeigt. Obama fehle der Wille, ernsthaft gegen den Terrorismus in der Region vorzugehen, ließ die Regierung in Teheran ausrichten.