Keine Bleimunition mehr bei der Jagd?

Jäger und Sportschützen verschießen jedes Jahr hunderte Tonnen giftiges Blei. Tiere wie der Steinadler nehmen das Blei mit der Nahrung auf und sterben. Dennoch leisten die Jäger weiter Widerstand gegen Pläne im Umweltministerium, Bleimunition per Gesetz zu verbieten. Man könnte ja freiwillig auf bleifreie Munition umsteigen, meinen die Vertreter der Jäger. Auf jeden Fall bräuchten die Jäger Jahre Zeit, sich umzugewöhnen.

Morgenjournal, 21.6.2014

"Modernen Weg gehen"

Vor zwei Jahren ist die Jagd auf Wasservögel mit Bleischrot verboten worden, aber ein generelles Verbot von Bleimunition hat das Umweltministerium damals nicht durchgebracht. Es gebe keine Alternative zu Blei, sagten die Jäger. Obwohl das durch ein Pilotprojekt im Nationalpark Hohe Tauern längst widerlegt war: Kupfermunition funktioniert waidgerecht.

Jetzt beugen sich die Jäger dem Druck. Die Landesjägermeister haben sich geschlossen für die bleifreie Jagd ausgesprochen, Vorreiter sind der Westen und der Süden. "Für die Tiroler ist es nicht mehr eine Frage des Ob, sondern nur mehr eine Frage des Wann", sagt Anton Larcher, Landesjägermeister von Tirol. "Wir wollen einen modernen Weg gehen."

"Freiwillige Geschichte"

Noch spielen die Jäger auf Zeit – "um alle jagdlichen Munitionen auch auf bleifrei anbieten zu können, und damit andererseits die Jäger mental und einstellungsmäßig diese Umstellung durchführen können", wie der Kärntner Landesjägermeister Ferdinand Gorton erklärt. Er gehe deshalb von einem Zeitraum von "zumindest fünf Jahren" aus.

Und die Jäger würden das gern unter sich ausmachen und auf ein Gesetz verzichten. "Wenn ich ganz offen sein darf, habe ich keine Freude mit einer gesetzlichen Regelung, weil mir eine freiwillige Geschichte lieber wäre", meint Anton Larcher aus Tirol. Dass es eine solche "freiwillige Geschichte" wird, davon gehe er auch aus.

Umweltminister muss Druck auf Industrie machen

Der Grüne Umweltlandesrat von Oberösterreich, Rudolf Anschober, verweist auf einen Beschluss aller Landes-Umweltreferenten für einen verbindlichen Ausstieg aus der Bleimunition. Das sei keine freiwillige Vereinbarung, sondern eine verbindliche gesetzliche Verankerung.

Anschober meint auch, fünf Jahre Übergangsfrist sei zu lang. Der Umweltminister müsse jetzt Druck auf die Industrie machen, damit ausreichend bleifreie Munition verfügbar ist. "Dann glaube ich, dass wir innerhalb von drei Jahren eigentlich zum Ziel kommen müssten, um hier flächendeckend eine verbindliche Regelung zu verankern."

Mit Freiwilligkeit allein nicht getan

Das Umweltministerium will jetzt rasch mit den Jägern eine freiwillige Vereinbarung vorbereiten, sagt der zuständige Sektionsleiter Christian Holzer. Er ist mit Übergangsfristen vorsichtig - versuchen die Jäger doch schon, Minister Rupprechter auf die fünf Jahre festzunageln. "Es hat eine sehr offene Aussprache mit dem Minister gegeben, der großes Verständnis für die Notwendigkeit dieses Zeithorizontes gezeigt hat", sagt etwa der Kärnter Landesjägermeister Gorton.

Für Sektionsleiter Holzer sind fünf Jahre "jedenfalls ausreichend". Aber: "Vielleicht können wir zumindest in Teilbereichen gemeinsam mit der Jägerschaft rascher zu einer Umstellung kommen, die sicher im Sinne des Umweltschutzes wäre."

Mit Freiwilligkeit allein sei es jedenfalls nicht getan, betont Christian Holzer. Gesetzliche Regelungen beziehungsweise Verordnungen stünden nach wie vor im Raum. Und zwar auch für Bleischrot, das die Jäger weiter ausnehmen wollen - obwohl es für die Wasservogel-Jagd schon seit zwei Jahren verboten ist und Ersatz da sein muss.