Bleimunition: Länder verschleppen Sanierung

Über ein Verbot von Bleimunition wird heftig diskutiert, Widerstand kommt vor allem aus der Jägerschaft. Das Umweltbundesamt empfiehlt auch die Sanierung von Schießplätzen, wo hohe Bleikonzentrationen vorkommen können. Das Umweltministerium sieht die Länder am Zug, doch dort heißt es überwiegend: keine Priorität.

Mittagsjournal, 23.6.2012

Zuerst Wichtigeres machen

In Tirol reisen immer wieder Schützen aus Bayern ein, die ohne störende Auflagen des Gesetzgebers ihre Bleimunition verschießen wollen. Bayern ist da strenger als Österreich, der zuständige Tiroler Landesrat Hannes Gschwentner (SPÖ) hat mit dem Schieß-Tourismus aber "kein so gravierendes Problem, dass ich da eingreifen müsste". Er habe sich Schießplätze angeschaut, sagt Gschwentner. Da gebe es meist einen Kugelfang, der das meiste Blei aufnehme. Natürlich komme auch Blei in die Böden, aber das sei nichts im Vergleich zu anderen Altlasten. "Wir sollten zunächst die wichtigeren Sachen machen", so Gschwentner.

Und was die Empfehlung des Umweltbundesamtes betrifft, da schiebt der SPÖ-Landesrat den Ball wieder zurück: Das Amt könnte ja Kriterien herausgeben, wie man derartige Standorte einheitlich zu behandeln habe.

Andere Altlasten gefährlicher

Wir haben auch den zuständigen ÖVP-Landesrat Pernkopf in Niederösterreich mit dem Thema befasst - und der ließ über sein Büro ganz im Sinne des Tiroler Kollegen ausrichten: In Niederösterreich habe man Schießplätze bisher nicht untersucht, weil es im Land rund 3.000 alte Deponien und rund 10.000 alte Industriestandorte gebe. Deren Gefahrenpotenzial für die Umwelt sei höher einzustufen als jenes der Schießplätze.

Ausnahme Oberösterreich?

Eine Sichtweise, die der Grüne Umweltlandesrat von Oberösterreich, Rudolf Anschober, nicht teilt: Man könne das eine Problem nicht gegen das andere ausspielen. In Oberösterreich sind laut Anschober alle Schießplätze auf Bleikontamination untersucht worden, zwei Standorte waren verseucht und wurden geschlossen. Sie harren der Sanierung, haben aber nicht höchste Priorität. Anschober verspricht die Sanierung "in den nächsten Jahren".

Der Grüne Landesrat ist für den Ausstieg aus der Bleimunition mit kurzen Übergangsfristen. Und Anschober weiß, dass es funktioniert. Er hat einen Schießplatz im Überschwemmungsgebiet des Inn bei Braunau mit Bleiverbot belegt - das ging, weil Gewässerschutz Landessache ist. Rudolf Anschober: Das ist seit 2005 in Umsetzung und es gibt keinerlei Probleme. Für mich ein Beweis dafür, dass es auch ohne Blei geht." So wie im Nationalpark Hohe Tauern, wo zur vollsten Zufriedenheit der Revierjäger schon seit Jahren bleifrei geschossen wird.