Verpackungen können krank machen
Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff oder beschichtetem Metall können Xenohormone enthalten, also Substanzen, die wie Hormone wirken. Über die Nahrung aufgenommen können sie, weil sie von der Struktur den menschlichen Hormonen ähneln, das Hormonsystem beeinflussen. Laut Weltgesundheitsorganisation sind rund 800 solcher Stoffe bekannt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.6.2014
Xenohormone verändern Hormonhaushalt
Die Lebensmittel stapeln sich in den Supermarktregalen. Alles ist luftdicht und hygienisch verpackt: Pesto in Einmachgläsern, Wurst und Käse in Plastikverpackungen. Damit sind sie transportfähig und länger haltbar - mehrere Tage, Wochen oder Monate. Doch während die Lebensmittel gelagert werden, können sogenannte Xenohormone, die unseren Hormonhaushalt verändern, in die Nahrung eindringen. Zu den bekannten Xenohormonen gehört Bisphenol A, kurz BPA, vorhanden beispielsweise in öligen Fischkonserven oder mikrowellenfestem Plastikgeschirr. Bei Schwangeren könne es die Gehirnentwicklung des ungeborenen Kindes beeinflussen, so der Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien.
Auswirkungen auf Fortpflanzungen
BPA stehe zudem im Verdacht, das Risiko für Diabetes 2 zu erhöhen. Eine weitere Gruppe der Xenohormone sind Phthalate - enthalten beispielsweise in den Verschlüssen von Sugos. Laut wissenschaftlichen Studien wirken sie sich auf die Fortpflanzung aus: "Das bedeutet auf der einen Seite zum Beispiel, dass bei Männern die Beweglichkeit der Spermien herabgesetzt war. Bei Frauen hat man auch gesehen, dass die Pubertät frühzeitig stattgefunden hat. Man hat auch Verdachtsmomente gefunden, wo es in die Richtung geht, dass diese Stoffgruppe auch die Brusttumoren bei Frauen bzw. Prostatakarzinome bei Männern doch beeinflussen könnten."
Wirkung schwer abzuschätzen
Christoph Kirchnawy vom Österreichischen Institut für Chemie und Technik in Wien, das unter anderem Lebensmittelverpackungen auf hormonelle Substanzen untersucht, will hier beruhigen: "Man kann nicht sagen, es gibt in Österreich keine Xenohormone in Lebensmitteln. Es ist nur insgesamt die Belastung der Verpackungen geringer als befürchtet war."
Damit sei das Gesundheitsproblem jedoch nicht aus der Welt geschafft, so der Umweltmediziner Hans Peter Hutter. Denn wir nehmen die Stoffe jahrzehntelang in uns auf, wenn auch nur in geringen Konzentrationen. Und nicht nur das: Sie kommen in den Lebensmitteln nicht nur alleine vor, sondern in Kombination mit anderen Xenohormonen. "Wesentlich ist, dass diese sogenannten endokrinen Disoptoren oder hormonähnlich wirkenden Stoffe in diesem Gemisch eine Wiorkung entfalten können, obwohl die Einzelsubstanzen in ganz kleinen Konzentratinen vorliegen und unterhalb ihrer eigenen Wirkungsschwelle sind. Daraus folgt, dass man das Gesundheitsrisiko schwer abschätzen kann."
Das Fazit: Xenohormone dringen über die Verpackung in unsere Lebensmittel ein und werden von uns jahrzehntelang über die Nahrung aufgenommen. Die Auswirkungen sind bis jetzt unklar. Wer das mögliche Gesundheitsrisiko minimieren will, sollte weitgehend auf abgepackte Lebensmittel verzichten, so der Umweltmediziner Hutter.