Rusissche "Silver Age"-Kunst im Belvedere

Heute Abend wird im Wiener Belvedere eine
Ausstellung eröffnet, die darstellt, dass es die gerade erst von Putin beschworenen guten Beziehungen zwischen Österreich und Russland auch schon vor mehr als 100 Jahren gab, zumindest auf künstlerischer und intellektueller Ebene. "Silver Age - Russische Kunst in Wien um 1900" heißt die Ausstellung, die sich mit dem "Silbernen Zeitalter", der kulturellen Blütezeit in Russland nach 1900, beschäftigt.

Morgenjournal, 26.6.2014

Einem Zufall ist zu verdanken, dass das österreichische Publikum im Jahr 1901 die Möglichkeit bekam, russische Kunst der Gegenwart zu sehen: In der Secession bereiteten Gustav Klimt und Josef Hofmann gerade die später legendäre Beethoven-Ausstellung vor. Da eines der Werke jedoch nicht zeitgerecht fertig wurde, entschloss man sich kurzerhand eine für später geplante Ausstellung russischer und skandinavischer Kunst einzuschieben.

Binnen drei Wochen wurde diese Ausstellung zusammengetragen. Gezeigt wurde, was in dieser kurzen Zeit aus den Ateliers der berühmten Maler in Moskau und Sankt Petersburg nach Wien transportiert werden konnte. Und der bereits fertiggestellte Beethoven-Fries wurde mit einem monumentalen Bild von Konstantin Korowin überhängt. Von diesem russischen Maler sind im Unteren Belvedere jetzt ebenso Gemälde zu sehen wie von Michail Wrubel, der als der bedeutendste Künstler des russischen Jugendstils gilt, sagt der Kurator Alfred Weidinger.

Eine stete Wechselbeziehung

Die Ausstellung "Silver Age" nimmt auch auf eine weitere Ausstellung in der Secession Bezug, die 1908 russische Gegenwartskunst zeigte. Damals kaufte die Österreichische Galerie Belvedere mehrere Kunstwerke an - ein weiterer Anstoß für die Wechselbeziehung zwischen österreichischer und russischer Kunst, sagt Alfred Weidinger vom Belvedere.

Der Künstler Leon Bakst entwarf für Sergej Diaghilevs Ballets Russes Bühnenbilder sowie farbenprächtige, exotische Kostüme, die wiederum die zeitgenössische Mode beeinflussten - sechs Originalkostüme aus einer Privatsammlung werden im Belvedere erstmals ausgestellt.

Getragen wurden sie nachweislich 1913 in Wien bei einer Aufführung des Ballets Russe in der Wiener Hofoper. Sie erinnern an eine vergangene Zeit, als das Schwelgerische, das Üppige und das Extravagante wohl mehr Akzeptanz fand, als ein Jahrhundert später im Russland der Gegenwart.