Debatte über zentralen Schülerdaten-Speicher
Mit dem kommenden Schuljahr startet an rund 500 Gymnasien und berufsbildenden Höheren Schulen eine einheitliche Schüler-Datenverwaltung unter dem Namen "Sokrates Bund". Das Programm dient unter anderem der Dokumentation von Fehlstunden und der Erstellung von Schulzeugnissen. Gespeichert wird im Bundesrechenzentrum. Das Ministerium lobt den Fortschritt, die AHS-Lehrergewerkschaft ist skeptisch.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.6.2014
Daten von 400.000 Schülern, 530 Schulen
Bisher waren laut Unterrichtsministerium an den Schulen völlig inhomogene, großteils technisch überalterte und modernisierungsbedürftige Programme im Einsatz. Sie würden den rechtlichen und organisatorischen Anforderungen für die sogenannte Modulare Oberstufe nicht genügen - Stichwort: "Kurse statt Klassen". Und außerdem: Die Speicherung der Daten erfolgt derzeit lokal und sei damit, so das Unterrichtsministerium, von der lokalen IT-Sicherheit oder -Unsicherheit an der jeweiligen Schule abhängig. Das soll jetzt anders werden. Das Unterrichtsministerium, soeben noch durch das Bifie-Datenleck ziemlich unter druck, führt das zentrale Datensystem "Sokrates Bund" ein: Daten von 400.000 Schülern an fast 530 Schulen sollen beim Bundesrechenzentrum gespeichert werden.
Gewerkschaft dagegen
Matthias Hofer von der AHS-Lehrergewerkschaft spricht erstens von zahlreichen Kinderkrankheiten des Programms und findet zweitens dezentrale Speicherung wie bisher besser. Es habe wenig Sinn, ein gut laufendes dezentrales System, mit dem die Schulen gute Erfahrungen gemacht hätten, auf ein zentrales System umzustellen. Hofer vermutet, dass das Ministerium die Lizenz des alten Programms nicht verlängert und ein billigeres neues gekauft hat.
Ministerium verteidigt Vorteile
Tatsächlich dient Programm "Sokrates Bund" auch der Speicherung von Daten, die sehr datenschutzbewusste oder gar IT-skeptische Zeitgenossen noch datenschutzbewusster oder noch skeptischer werden lassen: Das Programm dient zum Beispiel der Dokumentation von Fehlstunden, Frühwarnungen vor dem Zeugnisfünfer, Mahnungen und es dient der Zeugniserstellung.
Das Unterrichtsministerium sagt, trotz zentraler Speicherung sollen nur die jeweils zuständigen an der einzelnen Schule Zugriff auf die Daten der jeweiligen Schule haben, das Ministerium werde nicht hineinschauen können, Daten müssten nicht mehrfach erfasst werden, Verwaltungsaufwand würde reduziert - und außerdem: Mit "Sokrates Bund" werde eine Empfehlung des Rechnungshofs umgesetzt.