Migranten am Arbeitsmarkt: Ministerium appelliert
Klingt der Name eines Bewerbers nicht traditionell österreichisch, dann wird man eher nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen - gleichgültig, ob die Qualifikation entspricht oder nicht. Das ergab eine Studie der Uni Linz. Das Sozialministerium, das diese Studie in Auftrag gegeben hat, appelliert jetzt an die Betriebe, auch Zuwanderer zu beschäftigen, und es rät Bewerbern, die diskriminiert werden, zu klagen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.7.2014
"Betroffene sollen sich wehren"
Wenn jemand wegen seiner Herkunft, seines Namens oder seines Aussehens bei der Bewerbung diskriminiert wird, ist das nicht akzeptabel, sagt Roland Sauer, Sektionschef im Sozialministerium. Betroffene sollen sich wehren und klagen. "Das sind Dinge, die alle nach der österreichischen Rechtslage verboten sind. Wir haben ein Gleichbehandlungsgesetz, dass das ausdrücklich verbietet und unter Sanktionen stellt", sagt er. Es gibt, laut Sauer, betreffende Verfahren, in denen Gerichte auch Schadensersatz zuerkannt haben. Beispielsweise bis zu zwei Monatsgehälter, wenn man als bestqualifizierte Person im Verfahren nicht genommen wurde.
Das Sozialministerium appelliert auch an Betriebe, gut qualifizierte Bewerber einzustellen, egal, welchen Hintergrund sie haben. "Es geht um eine Einstellungsänderung der Betriebe. Sie wollen qualifiziertes Personal und sollten diese Personen dann auch aufnehmen. Und bei der Einstellung nicht nach unsachlichen Kriterien entscheiden", so Sauer.
Anonyme Bewerbungen umstritten
Die Wirtschaftskammer räumt ein, es gebe noch viel zu tun, verweist aber auch auf schon bestehende Projekte: das Mentoringprogramm für Migranten zum Beispiel, so Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer, das es schon seit vier Jahren gibt. Ein weiteres Ziel sei die Sensibilisierung für Vielfalt in Unternehmen. "Da gibt es sehr viele und gute Initiativen wie etwa die 'Charta der Vielfalt' der Wirtschaftskammer Wien, die mehr als 100 Unternehmen unterschrieben haben und sich dazu bekennen, Vielfalt im Unternehmen zu fördern", sagt Gleitsmann.
Auch über anonyme Bewerbungen soll man diskutieren, sagt Roland Sauer, also dass Name, Geburtsdatum oder Foto weggelassen werden, wie im angelsächsischen Raum schon üblich. Eine Strategie, von der der Vertreter der Wirtschaftskammer wenig hält. "Es geht vielmehr darum die Offenheit für Vielfalt zu fördern und die Vorteile zu erkennen. Eine defensive Strategie wird uns da nicht weiterbringen", sagt Gleitsmann. Laut ihm würde eher das Gegenteil eintreten. Man würde Vielfalt nicht mehr als Vorteil sehen und die Bewerbungsunterlagen dann auch entsprechend gestalten. Die Befürworter, wie die Grünen oder SOS Mitmensch argumentieren hingegen: anonyme Bewerbungen sorgen für mehr Chancengleichheit, denn dann zähle nur die Qualifikation.