Ukraine: Über tausend Tote seit April

8. April 2017, 21:58

Folter und Exekutionen

Die ukrainische Armee treibt ihre Offensive gegen die Rebellen offenbar weiter voran. Beide Seiten kämpfen ohne Rücksicht auf Verluste bei der Zivilbevölkerung. Wie viele Unbeteiligte in den vergangene Stunden ums Leben gekommen sind, steht nicht fest. Es dürfte aber zumindest 13 Tote und 15 Verletzte geben. Auch ein weiterer heute veröffentlichter UNO-Bericht zur Lage in der Ukraine zeigt, wie rücksichtslos offenbar beide Parteien vorgehen: Die Bevölkerung der Ostukraine leidet nach UN-Angaben unter einer Schreckensherrschaft prorussischer Separatisten. Um ihre Macht zu sichern, würden die bewaffneten Gruppen Menschen entführen, einsperren, foltern und exekutieren, so der Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte. Seit Mitte April sind in dem Konflikt mindestens 1.129 Menschen getötet und mehr als 3400 verletzt worden. Die straff organisierten und militärisch stark ausgerüsteten Rebellen hätten ihre Angriffe weiter intensiviert, Regierungstruppen haben mit verstärkten Gegen-Angriffen reagiert, heißt es in dem Bericht.

Ermittler gefährdet

Besonders heftig gekämpft wird in diesen Stunden in jenem Gebiet in dem die Wrackteile des Malaysischen Flugzeugs liegen. Hier wird mit Artillerie und ähnlich großem Kaliber geschossen.
Deshalb ist es für die internationalen Ermittler im Moment nicht möglich, ihre Arbeit fortzusetzen sagt der Chef der Australischen Bundespolizei Andrew Colvin: "Wir wollen unsere Polizisten nicht gefährden, nur damit sie einen kurzen Blick auf die Absturzstelle werfen können denn kurz waren wir schon dort. Jetzt brauchen wir eine genaue Untersuchung.

Die Australier haben ein großes Kontingent an bewaffneten und unbewaffneten Polizisten in die Ukraine geschickt, um die Ermittler zu schützen. Doch sie müssen derzeit in Charkiv untätig herumsitzen: "In dem Gebiet, wo wir hin wollen, sind die Kämpfe deutlich heftiger geworden. Es kann sein, dass es lange braucht, bis wir Zugang haben. Dass wir gar nicht hinkönnen, möchte ich nicht in Erwägung ziehen." Denn die Hinterbliebenen hätten ein Recht darauf, dass dieses Unglück aufgeklärt wird, so der Chef der australischen Bundespolizei.

Der niederländische Chef der Ermittlungen, Jan Tuinder, versucht über Verhandlungen zu erreichen, dass man wieder Zugang zum Absturzgebiet hat: "Das ist nicht unser Land. Für alles was wir tun wollen, brauchen wir die Zustimmung der ukrainischen Behörden. Der nächste Schritt der Untersuchungen wird sehr aufwendig - weil das Suchgebiet riesig ist. Deshalb brauchen wir eine sehr große Mannschaft und viel Material."

Der russische Außenminister Lawrow hat am Vormittag in Moskau vorgeschlagen, die Ermittlungen unter Aufsicht der UNO und unter dem Schutz einer UNO-Truppe durchzuführen. Der Sicherheitsrat solle möglichst schnell die notwendigen Beschlüsse treffen.