Gaza: Durchhalteparolen auf beiden Seiten

Gestern noch hat es ausgesehen, als würde sich die blutige Gewalt in Gaza zum hohen islamischen Fest des Fastenbrechens abschwächen. Spätestens in der Nacht wurde klar: Das Gegenteil ist der Fall. Die Bewohner von Gaza haben die bisher heftigsten nächtlichen Bombardements hinter sich. Israels Premier Netanjahu hat sein Volk auf einen "langen Krieg" eingeschworen. "Wir werden unseren Widerstand nicht aufgeben", kontert Hamasführer Ismail Haniyeh.

Mittagsjournal, 29.7.2014

Harte Schläge auf beiden Seiten

Siebzig Ziele im Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben in der Nacht bombardiert. Das einzige Kraftwerk der kleinen palästinensischen Enklave wurde getroffen. Der Dampfgenerator des Kraftwerks wurde beschädigt, die Treibstofftanks brennen, die Anlage steht still, erklärt die Energiebehörde in Gaza. Weitere Ziele der Bombardements: das TV- und Radio-Zentrum der Hamas in Gaza-Stadt, das verlassene Wohnhaus von Hamas-Führer Ismail Hanyah im Flüchtlingscamp Chati. Mindestens dreißig Gaza-Bewohner sollen unter den Angriffen getötet worden sein, wie immer viele Zivilisten, Frauen und Kinder.

Aber auch die Hamas-Kämpfer und ihre Verbündeten vom islamischen Dschihad versetzten der israelischen Armee harte Schläge: Laut ihren Angaben haben sie in den vergangenen 24 Stunden zehn israelische Soldaten getötet: mit Raketenfeuer, in einem Tunnel und im Nahkampf an der Grenze zu Gaza.

Netanjahu: "Langer Krieg"

Der neuen heftigen Gewalt ist gestern Abend der TV-Auftritt von Israels Premier Netanjahu vorausgegangen: "Es war uns bewusst, dass wir eine harte Zeit vor uns haben. Wir müssen geduldig und entschlossen sein, den Kampf gegen eine mörderische Terrororganisation fortzusetzen, die uns vernichten will. Wir müssen uns auf einen langen Krieg vorbereiten."

Die israelische Bevölkerung steht laut Umfragen 80 bis 90 Prozent hinter Netanjahu und der jüngsten Militäroffensive im Gazastreifen. Der Raketenhagel der Hamas terrorisiert die Menschen. Auch wenn der Schutzschild "Iron DOM" fast alle Geschosse abfängt - Sicherheit gibt es auch für Israels Bewohner nicht und Wut und Hass nehmen auch hier zu.

Durchhalteparolen auch auf palästinensischer Seite: "Mein Haus ist nicht wertvoller als andere" reagiert Hamas-Führer Ismail Hanyah auf den Beschuss seines Hauses. "Die Zerstörung von Steinen wird unseren Willen nicht brechen", zitiert ihn eine Hamas-Webseite. "Wir werden unseren Widerstand fortsetzen, bis wir die Freiheit gewinnen."

Der blutige Konflikt geht jetzt in seine vierte Woche. Über 1.100 Tote haben die Palästinenser zu beklagen. Israel hat 53 Soldaten verloren und die Raketen der Hamas haben drei Zivilisten getötet. Die internationale Gemeinschaft erscheint ohnmächtig und hilflos und alle Aufrufe, die Waffen niederzulegen, verhallen.

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