Irak: "Der Westen ist schuld"
Ein Land vor dem Zerfall: Das ist der Irak heute. Und dass das so ist, sei auch die Schuld des Westens, sagt der irakische Publizist und Schriftsteller Hussein al Mozany im Deutschlandfunk. Er lebt seit 1980 in Deutschland.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 09.08.2014
Probleme politisch lösen
Der Westen habe den Irak allein gelassen. Und der Publizist Hussein al Mozany gibt dafür vor allem den USA die Hauptschuld. Denn alle politischen Parteien seien untereinander zerstritten, die Regierung unfähig, die neue Armee zu schwach. Die Probleme des Irak könnten nicht militärisch, sondern nur politisch gelöst werden, sagt der gebürtige Iraker al Mozany: "Die Amerikaner können Einfluss nehmen auf die Nachbarländer, zum Beispiel auf die Türkei, vielleicht auch mehr Druck ausüben über den Iran, weil der Iran spielt auch eine Rolle. Die haben sich in Schweigen gehüllt, auch die Türken. Es gibt keine Statements, die sagen nichts. Aber wir wissen, die sind auch wichtige Akteure in dieser neuen Entwicklung."
"Korrupte, gelähmte Regierung"
Die Terrorgruppe Islamischer Staat habe im Irak viele Unterstützer, zum Teil in den sunnitischen Parteien und zum Teil auch in der Bevölkerung. Denn in den vergangenen Jahren sei im Irak vieles schief gelaufen, glaubt der Publizist Hussein al Mazany, "weil das Projekt Demokratie von Anfang an torpediert worden ist von den Nachbarländern einerseits, und weil die politische Klasse im Irak nicht reif genug war für Demokratie und einen neuen Anfang. Und weil fast die sämtliche Infrastruktur des Landes zerstört worden ist, durch Kriege, durch gezielte Anschläge der Amerikaner im ersten Golfkrieg, aber dann auch später, und natürlich durch die Auflösung aller Sicherheitsapparate im Lande und natürlich auch des Militärs. Das hat dazu geführt, dass Chaos entsteht, und wir haben eine sehr schlimme und korrupte Regierung. Und die ist eigentlich gelähmt, die regiert de facto gar nicht."
"Wir brauchen einen neuen Anfang"
Denn es muss zuerst ein neuer Ministerpräsident gewählt werden. Nuri al Maliki will sich vom Parlament zum dritten Mal im Amt bestätigen lassen, doch die Abgeordneten weigern sich bisher. Schiiten, Sunniten und Kurden sind untereinander total zerstritten. Für Hussein al Mozany ist der Irak schon jetzt ein zerstörtes Land: "Wir brauchen einen neuen Anfang. Wir brauchen saubere Politiker für diese Land. Langfristig muss man daran arbeiten, dass stabile Verhältnisse in diesem Land herrschen; also müssen sich die Schiiten im Endeffekt abfinden mit den Sunniten, die Araber müssen sich mit den Kurden abfinden, die Macht richtig verteilen und die Ressourcen des Landes. Aber darüber gibt es leider kein Einverständnis." Morgen will das Parlament in Bagdad erneut zusammenkommen, um über die Wahl des Ministerpräsidenten erneut zu beraten.