Kiew bleibt vorerst ohne Warmwasser
Die Kämpfe in der Ostukraine haben zunehmend auch wirtschaftliche Auswirkungen für das Land. Laut den jüngsten Prognosen dürfte die Wirtschaftsleistung heuer um bis zu sieben Prozent zurückgehen. Und die Inflation steigt weiter an. Eine direkt spürbare Folge: In Kiew gib es heuer kein warmes Wasser.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.8.2014
In Kiew bleibt Warmwasser aus
Die ukrainische Währung hat in den letzten Monaten massiv abgewertet. Damit werden Importe teurer, was die Menschen beim Einkaufen im Supermarkt spüren, sagt Siegfried Weidlich, stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Kiew. Die Lebensmittelpreise seien in den letzten Wochen stark gestiegen, während die Gehälter in Relation zum Euro oder zum US-Dollar um bis zu 40 Prozent an Wert verloren haben. Dies stelle insbesondere für jene zahlreichen Ukrainer ein Problem dar, die in den wirtschaftlichen Boom-Zeiten Fremdwährungskredite aufgenommen haben, berichtet Weidlich.
Vor allem in Kiew und anderen großen Städten bekommen die Menschen die direkte Auswirkung der angespannten Lage direkt zu spüren. Seit etwa einer Woche gibt es kein Warmwasser mehr. Die Regierung hat, um Gas zu sparen und die Speicher für den Winter zu füllen, die Wärmekraftwerke zum Teil abgeschaltet. Das ist im Sommer für zwei bis drei Wochen zwar nichts ungewöhnliches, dieses Mal könnte die Warmwasser-Pause jedoch bis in den Oktober dauern. Die Bevölkerung sehe bislang noch ein, dass es aufgrund der derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Situation im Land Sparmaßnahmen geben müsse, stellt der Wirtschaftsdelegierte die Stimmung in der Bevölkerung dar.
Flüchtlinge kosten immer mehr Geld
Die ukrainische Regierung braucht dringend Geld. Nicht nur, weil der Militäreinsatz im Osten hohe Kosten verursacht, sondern auch weil viele Menschen aus dem Kriegsgebiet geflohen sind und betreut werden müssen. Anfang August wurde in der Ukraine eine Steuererhöhung in Form einer sogenannten Militärabgabe von 1,5 Prozent auf Einkommen und Lotteriegewinne eingeführt, die bis Ende des Jahres eingehoben werden soll. Auch Steuern auf Erdgas- und Erdölgewinne wurden angehoben. Es seien nicht nur die militärischen Kosten, die das Budget der ukrainischen Regierung verschlingen würden, sondern auch die hohe Zahl an Flüchtlingen. Weidlich spricht in diesem Zusammenhang von einer "humanitären Katastrophe" in der Zentral- und Westukraine.
Immerhin bekommt die Ukraine mittlerweile internationale Hilfe. Die nächste Zahlung des Internationalen Währungsfonds sollte Ende August kommen. Die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten sind für die Ukraine aber in jedem Fall düster, unter anderem weil Russland, so wie für die EU, auch für die Ukraine einen Importstopp für bestimmte Produkte verhängt hat. Dies stelle für einige Firmen sehr große Probleme dar und würde diese sehr hart treffen, so Weidlich. Im ukrainischen Parlament wird heute daher auch über Gegensanktionen, wie etwa die Unterbrechung von Gaslieferungen durch die Ukraine in den Westen. Ob und in welcher Form Sanktionen gegen Russland tatsächlich umgesetzt werden, war allerdings bis zuletzt offen.