Pakistan vor Putsch?

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ist es heute erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen regierungsfeindlichen Demonstranten und der Polizei gekommen. Unter Führung des früheren Kricket-Stars Imran Khan und des populistischen Predigers Tahir ul Quadri verlangten Tausende den Rücktritt von Premier Sharif. Sie werfen ihm Wahlfälschung vor. Ein Putsch scheint möglich. Demonstranten drangen in das Gebäude des staatlichen Fernsehens ein.

Mittagsjournal, 1.9.2014

Sturm aufs TV-Gebäude

Sie stürmen den Hauptsitz des staatlichen pakistanischen Fernsehens PTV. Dem Moderator gelingt es noch, den Zuschauern mitzuteilen, dass Journalisten von den regierungsfeindlichen Demonstranten geschlagen werden, dann wird der Bildschirm dunkel. Die Lage entspannt sich erst, als Soldaten vorfahren, das Gebäude sichern und die Demonstranten abführen. Zeitgleich versuchen Tausende andere Regierungsgegner in Islamabad, zum Amtssitz von Ministerpräsident Navaz Sharif zu gelangen. Die Polizei setzt Tränengas und Gummigeschosse ein.

Seit über zwei Wochen campieren die Demonstranten vor dem Regierungssitz des Premierministers und verlangen dessen Rücktritt. Angeführt werden sie vom Oppositionspolitiker und früheren Kricket-Spieler Imran Khan und dem populistischen Prediger Tahir ul Quadri. Immer wieder feuert Quadri die Regierungsgegner an: "Wir bleiben hier bis Sharif zurücktritt. Eine Revolution ist in Gang, so Gott es will." Und auch Imran Khan fordert die Menschen auf, gegen die Regierung zu demonstrieren: "Wenn ihr Freiheit, wenn ihr Demokratie wollt für dieses Land, dann müsst ihr jetzt auf die Straßen gehen.“

Was tut die Armee?

Khan und ul Quadri werfen Sharif Wahlbetrug und Korruption vor. Doch Sharif denkt nicht an Rücktritt, er hatte die Wahlen im Mai vergangenen Jahres klar gewonnen. Morgen will Sharif sich im Parlament zu dem Konflikt äußern. Die wichtigste Rolle in dem Konflikt nimmt aber nicht die Politik, sondern die Armee ein. Pakistan war lange Zeit eine Militärdiktatur. So ist heute Früh der Armeechef in Islamabad mit Premier Sharif zusammengetroffen. Gestern hat das mächtige pakistanische Militär zu einer politischen Lösung des Konflikts aufgerufen. In einer Mitteilung heißt es aber weiter, die Armee bleibe ihrer Rolle verpflichtet, die Sicherheit des Staates zu gewährleisten. Das könnte Putsch heißen. Schon einmal, im Jahr 1999, wurde Navaz Sharif vom Militär aus dem Amt geputscht. Damals hieß der Putschgeneral Pervez Musharraf.