Kein Platz für Flüchtlinge in Berlin

Mehr als 100.000 Asylwerber haben dieses Jahr in Deutschland einen Antrag gestellt. Fast jeder fünfzehnte davon in Berlin. Es gibt aber zu wenig Unterkünfte für die Flüchtlinge. Jetzt schließt Berlin vorübergehend das überfüllte Erst-Aufnahme-Zentrum für Asylwerber. Großquartiere und Flüchtlingscontainer sollen Abhilfe schaffen.

Mittagsjournal, 5.9.2014

Flüchtlinge in Containerdörfer

Der zuständige Sozialsenator Major Czaja hat die Notbremse gezogen und das Erstaufnahmezentrum kurzer Hand geschlossen, da er Flüchtlinge derzeit „mit seinen Kapazitäten nicht annehmen“ könne. Vorerst sollen die Asylwerber bei Bekannten oder caritativen Organisationen unterkommen. Eine eigene Einsatztruppe soll dabei den Asylwerbern bei der Suche von Notunterkünften, wie etwa in Containerdörfern, helfen. Sozialsenator Major Czaja fordert den Bund auf: „Wir erwarten vom Bund eigene Liegenschaften, Bundesimmobilien, wie Gelände der deutschen Bahn, für mobile Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen.“ Es wird dabei an Hallen, Notunterkünfte und Großquartiere gedacht.

Asylbetreuer gegen Massenunterkünfte

Asylbetreuer Manfred Nowak von der Arbeiterwohlfahrt rät von Großquartieren ab: „Die Belastungen wären zu groß, auch für die Beschäftigten.“ Doch nicht nur in Berlin herrscht Platznot, auch in Brandenburg gibt es zu wenig Plätze für Asylwerber. Eine stillgelegte Kaserne in einer kleinen Stadt 100 Kilometer südlich von Berlin, soll jetzt Abhilfe schaffen. Die Bewohner sind jedoch teils sehr skeptisch.

Neue Integrationskonzepte

Immer mehr Flüchtlinge und fehlende Quartiere sorgen auch in Hamburg, Duisburg, dort werden bereits Zelte errichtet, Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfahlen für Probleme. Der Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation „Pro Asyl“ Günther Burckhardt ist der Meinung, dass der Flüchtlingsstrom in nächster Zukunft nicht abreißen wird: „In der Bundesregierung, in den Ländern und in den Kommunen wird man sich auf höhere Flüchtlingszahlen einstellen müssen und darauf, dass Menschen dauerhaft bleiben.“ Integrations- und Aufnahmekonzepte seien dringend nötig.

Nicht immer Schuld auf Italien schieben

Nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Union sind neue Konzepte gefragt. Es könne nicht immer nur die Schuld auf Italien geschoben werden, argumentiert Günther Burckhardt: „Jeder schiebt dem anderen die Verantwortung zu. Deutschland wirft Italien vor, ihr sichert eure Grenzen nicht gut genug.“ Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erwartet heuer insgesamt 170. 000 Asylwerber. Das sind fünfmal so viele wie noch vor einigen Jahren.

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