Deutschland: Prozess gegen radikale Islamisten

In Düsseldorf beginnt heute der Prozess gegen einen zum Islam konvertierten Deutschen. Er wird verdächtigt im Dezember 2012 einen Anschlag auf den Bonner Hauptbahnhof versucht zu haben. Außerdem soll er mit anderen radikalen Islamisten die Ermordung von islamfeindlichen Politikern geplant haben. Den vier Angeklagten wird Mordversuch und die Gründung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Mittagsjournal, 8.9.2014

Aus Deutschland,

Spezialeinheit entdeckte Bombe

Ausgerechnet zur Mittagszeit sollte die Bombe explodieren, da ist der Bonner Hauptbahnhof besonders belebt, um diese Zeit sind auch viele Kinder mit der Bahn unterwegs. Doch die Tasche wurde rechtzeitig entdeckt und von einer Spezialeinheit mit einem Wasserstrahl zerstört. Danach sammelten die Experten die Teile der zerstörten Bombe ein - nur der Zünder blieb verschwunden. Die Ermittler gehen trotzdem davon aus, dass die Bombe funktionstüchtig war

"Deutschland im Zielspektrum"

Es war nicht das erste Mal, dass Deutschland haarscharf an einem Terroranschlag vorbeigeht. Daran erinnert zum Prozessauftakt der Innenminister von Nordrheinwestfalen Ralf Jäger: „Wir haben eine ganze Reihe von Anschlägen in Deutschland verhindern können. Daran arbeiten wir weiter, aber es gibt nach wie vor eine abstrakte Gefahr. Deutschland ist im Zielspektrum dieser islamistischen Terroristen. Eine Beruhigung kann man nicht aussprechen, aber es gibt keine konkreten Hinweis auf konkrete Anschläge.“ Das gilt allerdings immer nur so lange, bis der nächste Terrorverdacht öffentlich wird.

Anschlag als Rache für Mohammed-Karikaturen

Zum Hauptangeklagten führte in diesem Fall eine DNA-Spur. Die Bundesanwaltschaft ist überzeugt, dass der 27- jährige Deutsche, der vor ein paar Jahren in die radikale Salafistenszene eingetaucht ist, mit der Bombe Rache nehmen wollte. Aus Zorn darüber, dass im damaligen Landtagswahlkampf Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden. Die Veröffentlichung solcher Karikaturen, durch eine dänische Zeitung, löste vor fast neun Jahren wütende Proteste auf der ganzen Welt aus. Im Islam gilt ein umstrittenes Verbot, den Propheten abzubilden. In Nordrhein-Westfalen hat die extrem rechte und islamfeindliche Partei „Pro NRW“ im Wahlkampf solche Karikaturen wieder hervorgekramt. Das soll der Auslöser für den mutmaßlichen Bombenattentäter vom Bonner Hauptbahnhof und drei weiteren Islamisten gewesen sein, ein Mordkomplott zu schmieden. Die vier sollen geplant haben den Parteivorsitzenden von „Pro NRW“ zu ermorden. Waffen mit Schalldämpfern und Sprengstoff hatten sie sich schon besorgt. Seit ihrer Festnahme schweigen die vier Angeklagten. Es wird damit gerechnet, dass der Prozess sehr zäh wird und bis zu zwei Jahre dauert.

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