China: Disziplin für Studenten
In China unternimmt die Kommunistische Partei alles um ihre Machtposition zu festigen. In den renommiertesten Universitäten des Landes soll jetzt die ideologische Erziehung der Studenten verstärkt werden, Wissenschaftler sollen diszipliniert und in Marxismus geschult werden. Auch Journalisten will Staats-und Parteichef Xi Jinping noch stärker als bisher an die Kandare nehmen
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 8.9.2014
Was uns Auslandskorrespondenten erspart blieb, das mussten chinesische Journalisten zu Jahresbeginn absolvieren: eine Prüfung in marxistischer Ideologie. Nur wer bestand durfte die Pressekarte behalten ohne die es in China illegal ist zu arbeiten. Jüngst wurden Journalisten nochmals aufgefordert, sozialistische Werte in ihren Berichten hochzuhalten. Leere Worthülsen könnte man meinen.. Doch geraten neben Journalisten zunehmend auch Studenten und Professoren ins Visier der Parteigranden.
Die angesehene Akademie der Sozialwissenschaften in Peking sei infiltriert von ausländischen Kräften meinte jüngst ein hochrangiges KP-Mitglied. Die Akademie, die eine der wichtigsten chinesischen Denkfabriken ist, müsse wieder zu einer Festung des Marxismus und der Loyalität gegenüber der Partei werden heißt es in der Volkszeitung, dem Sprachrohr der KP. Chinas Führer folgen alten Mustern sagt der bekannte Historiker und Parteikritiker Zhang Lifan im ORF-Interview.
„In den mehr als 60 Jahren an der Macht hat die KP immer gesagt, wir müssen uns gegen den Westen wehren. Gibt es ein internes Problem, dann werden subversive Kräfte aus dem Ausland verantwortlich gemacht und vor einer Infiltration westlicher Ideologie gewarnt.“
Die drei berühmtesten Universitäten des Landes haben angekündigt kompromisslos Lehrer und Studenten zu verfolgen, die den Sozialismus und die Partei sabotieren. Eigentliches Ziel sei es, unabhängiges Denken zu unterbinden sagt Parteikritiker Zhang Lifan.
„Wenn du ein freier Geist bist und eine andere Meinung als die politisch Vorgegebene vertrittst, dann wirst Du auf den meisten Universitäten Chinas wie Müll behandelt. Dazu kommt, dass die jüngst in Hong Kong entstandene Protestbewegung vor allem von Studenten in den Universitäten getragen wird. Und die Parteiführung fürchtet, dass deren Agitation auch Nachahmer auf dem chinesischen Festland haben könnte.“
Es geht wie immer um eines: um die Festigung des Machtmonopols der KP. Und so sollen Freigeister unter Wissenschaftlern und Intellektuellen mundtot gemacht werden. Auch wenn kaum eine Rede chinesischer Spitzenpolitiker ohne das Wort Reform auskommt.
Geht es um politische Freiheiten, dann hat China in den knapp zwei Jahren seit der Machtübernahme von Staats- und Parteichef Xi Jinpings große Sprünge rückwärts gemacht. Die Freiräume für die Wissenschaft werden immer weiter beschnitten was auch ausländische Forscher zu spüren bekommen. So dürfen etwa viele historische Dokumente in Universitätsarchiven von ausländischen Studenten oder Dissertanten nicht mehr kopiert werden. Und das zu einer Zeit in der das internationale Bedürfnis nach einem besseren Verständnis für China zunimmt und die Führung in Peking das Image des Landes im Ausland eigentlich aufpolieren will.